St. Albertus Magnus Ottobrunn

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Kirche / Gemeinde hat Zukunft

 

bullet Thesen zur City-Pastoral
Von Bischof Joachim Wanke, Erfurt, 21. Mai 2001
bullet Zukunft der (Pfarr-)Seelsorge
Von Bischof Joachim Wanke, Augsburg, 7. März 2001
bullet"Unserer katholischen Kirche fehlt etwas ..."
Ein Brief von Bischof Joachim Wanke, Erfurt
bullet"Die Gemeinde von heute auf dem Weg in die Kirche der Zukunft"
ZdK verabschiedet Thesenpapier am 25. November 2000
bulletKurzfassung des ZdK-Thesenpapiers
"Kein Rückzug ins Private!" von Dr. Walter Bayerlein
bulletThesen zur Gemeindeentwicklung
vorgestellt von der KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche"
Diskussionsfassung Mai 2000, Katholikentag Hamburg
Logo Ökumenischer Kirchentag 2003

 

 

ZdK verabschiedet Thesenpapier
"Die Gemeinde von heute auf dem Weg in die Kirche der Zukunft"


Um die Zukunft der Gemeinde, insbesondere der Territorialgemeinde, geht es in einem
Thesenpapier des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), das am Samstag, dem 25. November 2000 von der Vollversammlung verabschiedet wurde.
Im Kern geht es dem ZdK darum, die Territorialgemeinde so zu erneuern, dass sie als Ort erlebbarer Glaubensgemeinschaft in räumlicher Nähe, als Ort kontinuierlicher Quelle des eigenen Glaubens, praktisch geübter Solidarität und politischer Verantwortung lebendig wird und bleibt.

Das Thesenpapier, das vom Ständigen Arbeitskreis Pastorale Grundfragen unter Leitung des ZdK-Vizepräsidenten, Dr. Walter Bayerlein, Vaterstetten, erarbeitet wurde, richtet sich in erster Linie an alle, die sich vor Ort für die Zukunft der Gemeinde verantwortlich fühlen, an Pfarrgemeinderäte, Verbände, Priester, Diakone, Pastoralreferenten, aber auch an die Bistumsleitungen. "Sie sollen", so Bayerlein in seiner Einführung wörtlich, "den Text zum Anlass für weiterführende Gespräche nehmen über den an ihrem Ort begehbaren Weg für die Zukunft gerade ihrer Gemeinden oder ihrer Gremien".

In seiner Situationsanalyse schildert das Thesenpapier die Gemeinde zwischen Gefährdungen und Chancen, auf der Suche nach ihrem Bild von der Kirche, auf der Suche nach dem richtigen Weg für das Miteinander von Amt und Laien in häufigen Differenzen zwischen real gelebtem Glauben und den Postulaten der Kirchenleitung.
In acht Thesen zeigt das ZdK die Richtung in die nach seiner Auffassung der Weg führen muss. Grundtenor ist die Aufforderung zu mehr Offenheit der Gemeinde nach innen und außen und für mögliche strukturelle Veränderungen.

Die acht Thesen, die jeweils durch einen zehn- bis zwanzigzeiligen Text erläutert werden lauten:

  1. Öffnen der Gemeinden - wider die Gefahr der Milieuverengung
  2. Raum für Lebensgeschichte und Biografie aus der Kraft des Glaubens - wider einen umfassenden Regelungsanspruch
  3. Vielfalt der Gruppen als Chance - wider den Zwang zu gemeindlicher Uniformität
  4. Gemeinden als Orte öffentlich wirksamen Gottesglaubens - wider einen religiösen Rückzug ins Private
  5. Gemeinden in der Mitverantwortung und Mitentscheidung aller - wider eine Missachtung der Kompetenz des ganzen Gottesvolkes
  6. Heraus aus den Verlegenheitslösungen wegen des Priestermangels - wider die Gefährdung der sakramentalen Mitte der Gemeinde
  7. Zukunft gewinnen durch die Kompetenz lernender Gemeinden - wider die Fixierung auf den Status quo
  8. Den Auftrag zur Überwindung der Spaltung leben - wider konfessionelles Kirchturmsdenken

(Der Wortlaut des Thesenpapiers kann hier eingesehen und als Word-Datei heruntergeladen werden.)


 

Kein Rückzug ins Private!

Vielfalt des Zeugnisses in der Pluralität unserer Gesellschaft muss die Devise sein

Von Dr. Walter Bayerlein, Vizepräsident des ZdK und Sprecher für pastorale Grundfragen

Die Pfarrgemeinden befinden sich seit mehr als 20 Jahren in einem tief greifenden Wandel. Als Territorialgemeinden sind sie für die meisten Gläubigen der Mittelpunkt ihres Lebens in der Kirche. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat auf seiner jüngsten Vollversammlung acht Thesen zur Zukunft der Gemeinden verabschiedet.

Prägend für den heutigen Wandel des Gemeindebildes ist das vom II. Vatikanischen Konzil entfaltete biblische Bild vom Volk Gottes. Im Aufbruch aus bisher gewohnten Formen zu einer ungewohnten Vielfalt von Gemeindegestalten erleben wir das heute ganz konkret. Die Vielfalt selbst ergibt sich aus der heterogen gewordenen Gesellschaft, in der Kirche ihre Sendung wahrnehmen muss.

Daneben tritt heute verstärkt ins Bewusstsein, wie wichtig andere kirchliche Organisationsformen wie Verbände und geistliche Bewegungen für das Leben der Kirche sind. Dennoch behält die Territorialgemeinde ihre große Bedeutung als erlebbare Glaubensgemeinschaft in räumlicher Nähe, als kontinuierliche Glaubensquelle und als konkreter Ort praktisch geübter Solidarität und politischer Verantwortung.

Zwischen Fels und Schiff

Die Vorstellungen von Gemeindemitgliedern über das, was Kirche ist, reichen von gröF3tmöglicher Zuwendung zur Welt bis zur kleinen sich selbst genügenden Herde der Bekennenden, Im Bild gesprochen bewegen sich die Vorstellungen im Spannungsbogen zwischen "Fels" und "Schiff", wobei "Fels" für Stabilität, Sicherheit, Bollwerk und Kontrast zu den hin und her wogenden Trends des Zeitgeistes steht und "Schiff" für die Bereitschaft zu Aufbruch und den Mut, die Wirklichkeit ernst zu nehmen, neue Ufer anzusteuern, Stürme nicht zu fürchten, eben unterwegs zu sein.

Ein anderes Element, das das Erleben von Gemeinde heute prägt: Oft liegen gelebter Glaube und die Postulate der Kirchenleitung in dogmatischen und sittlichen Fragen weit auseinander. Glaube ist immer biografisch mitbestimmt. Die Erfahrungen der Gemeindemitglieder werden von der Kirchenleitung häufig nicht hinreichend wahrgenommen. Dies führt zur Entfremdung zwischen Teilen des Kirchenvolkes und der Kirchenleitung und damit zu einem bedauerlichen Autoritätsverlust des kirchlichen Amtes in wichtigen Fragen.

Ein die Situation der Gemeinden heute kennzeichnendes Problem ist der Mangel an Priestern. Er gefährdet in vielfältiger Weise die Existenz vieler Gemeinden als sakramentale Gemeinschaft. Andererseits haben sich selten zuvor so viele Frauen und Männer in Kirchengemeinden engagiert. Sie übernehmen manche Aufgabe, die früher von Pfarrern und Kaplänen wahrgenommen wurde. Neben vielen positiven Impulsen fördert dies aber leider auch den Verdacht, man wolle sich priesterliche Funktionen anmaßen.

Öffnung nach innen und nach außen

Vor dem Hintergrund dieser Situation hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken Ende November 2000 ein acht Thesen umfassendes Papier zur Zukunft der Gemeinden verabschiedet. Es wendet sich damit vor allem an diejenigen, die sich vor Ort für die Zukunft der Gemeinden verantwortlich fühlen. Dabei ist es Kernanliegen des ZdK für eine Öffnung der Gemeinden zu werben, für eine Öffnung nach innen, die das neben- und miteinander vieler Individuen und Gruppen möglich macht, die die individuellen Lebensentwürfe der Gläubigen integriert, aber auch ein Öffnen nach außen, hin zu ökumenischer Geschwisterlichkeit und auch zu denen, die am Rande stehen.

Die Thesen des ZdK-Papiers lauten in Kurzform:

1. Öffnen der Gemeinden - wider die Gefahr der Milieuverengung

Jeglicher Milieuverengung, etwa auf die regelmäßigen Gottesdienstteilnehmer, ist durch größere kirchliche Lebensnähe zu anderen Milieus zu begegnen. Hierzu sind Orte der offenen Begegnung nötig. Gemeinde muss einen einladenden Charakter haben und jede Chance wahrnehmen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die mit ihr in Kontakt kommen wollen. Zugleich müssen sich die Glieder der Gemeinde fragen, ob sie bereit sind, in anderen, nichtkirchlichen Milieus gegenwärtig zu sein.

2. Raum für Lebensgeschichte und Biografie aus der Kraft des Glaubens - wider einen umfassenden Regelungsanspruch

Die Gegenwart ist von einem starken Trend zur Individualisierung geprägt, die neben der Gefahr, sich selbst zum Maß nehmen zu wollen, auch die Chance zur persönlichen Glaubensentfaltung umfassen kann. Wenn Menschen ihre eigene Lebensgeschichte als Geschichte mit Gott erfahren sollen, muss es der Gemeinde gelingen, deren Situation ernst zu nehmen und mit ihrer guten Botschaft die Menschen so annehmen, dass sie Glaube zuerst als Hilfe zum Leben erfahren und nicht als Geflecht von zahlreichen, alles regelnden Lehrsätzen, Geboten und Verboten, die sie als lebensfremd und daher sie nicht betreffend und oft als unangemessen einengend empfinden.

3. Vielfalt der Gruppen als Chance - wider den Zwang zu gemeindlicher Uniformität

In vielen Gemeinden gibt es verschiedene kirchliche Gruppen und Verbände, die für das Leben einer Gemeinde wichtig und wertvoll sind. Sie stellen eine Herausforderung dar, den Grundsatz der Subsidiarität auch auf ihrer Ebene zu leben und zugleich im Dialog ein "Netzwerk des Vertrauens" zwischen den Gruppierungen zu knüpfen, so dass für alle das Ganze im Blick bleibt. Die verschiedenen Gruppierungen und Verbände bieten auch den Nichtgottes -dienstteilnehmern die Chance, auf dem Weg solidarischen Handelns in Projekten und Aktionen ihren eigenen Glauben und die Kirche wieder neu zu entdecken.

4. Gemeinden als Orte öffentlich wirksamen Gottesglaubens - wider einen religiösen Rückzug ins Private

Der Zug der Zeit zur Privatisierung macht auch vor dem Glauben nicht Halt. Der Slogan "Glaube ist Privatsache" hat nicht nur in Teilen der Gesellschaft Konjunktur. Davor resignieren auch manche kirchliche Kreise und reden einem Rückzug der Kirche aus der vermeintlich gottlosen Gesellschaft und ihren Strukturen das Wort. Demgegenüber ist festzuhalten: Glaube hat unverzichtbar eine öffentliche Dimension, indem er die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums interpretiert und die Welt aus dieser Sicht mitgestaltet.

5. Gemeinden in der Mitverantwortung und Mitentscheidung aller - wider eine Missachtung der Kompetenz des ganzen Gottesvolkes

Die ureigene Kompetenz von Laien, die - verglichen mit den Trägern des kirchlichen Amtes - keine "Christen und Christinnen zweiten Ranges" sind und über eine andere Lebenserfahrung aus Beruf, Ehe und Familie etc. verfügen als die Träger des Amtes, wird bisher strukturell zu wenig anerkannt und genutzt. Demokratie ist unlöslich mit den Lebenserfahrungen der Menschen heutiger Generationen verbunden, sie ist Teil ihres kulturellen Selbstverständnisses. Partizipation, Dialog, Selbstverantwortung, Freiheit und Gewaltenteilung sind Werte, die das persönliche und soziale Leben der Menschen prägen.

6. Heraus aus den Verlegenheitslösungen wegen des Priestermangels - wider die Gefährdung der sakramentalen Mitte der Gemeinde

Der Priestermangel trifft die sakramentale Mitte der Gemeinde durch Mangel an Eucharistie. Das ZdK erinnert an seinen - leider bisher wirkungslosen - Vollversammlungsbeschluss vom 18.11.1994, die kirchenrechtlich zwingende Verbindung von Ehelosigkeit und Priesteramt um der Zukunft der Gemeinden willen ernsthaft zu überdenken.

7. Zukunft gewinnen durch die Kompetenz lernender Gemeinden - wider die Fixierung auf den Status quo

In den meisten Bistümern Deutschlands sind Überlegungen zu veränderten pastoralen Planungen im Gange. Manches erscheint noch allzu sehr auf die "Verwaltung des Priestermangels" fixiert: Ohne Differenzierung der Gemeindeleitung in eigentliche und unverzichtbare Aufgaben des Priesters und solche, die auch von entsprechend ausgebildeten und beauftragten hauptamtlichen oder ehrenamtlichen Laien gut geleistet werden können, wird den Anforderungen heutiger Pastoral unter veränderten Bedingungen nicht genügt.

8. Den Auftrag zur Überwindung der Spaltung leben - wider konfessionelles Kirchturmdenken

Entsprechend dem Auftrag des Herrn, "eins zu sein", ist in den Kirchengemeinden die ökumenische Zusammenarbeit im gottesdienstlichen und sozialen Bereich zu verstärken. Christen verschiedener Konfessionen sollten all das aus ihrer gemeinsamen Sendung heraus gemeinsam tun, was heute verantwortbar gemeinsam getan werden kann.



Thesen zur Gemeindeentwicklung


vorgestellt von der KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche"
Diskussionsfassung Mai 2000, Katholikentag Hamburg



Gemeinden sind und bleiben wichtige Orte, an denen Menschen Heimat finden können. Dies gilt trotz zunehmender Abkehr von überlieferten Glaubensvollzügen, zunehmendem Priestermangel, fehlenden Gottesdienstbesuchern und Zusammenlegungen von Gemeinden.
Schon längst hat ein Umdenkungsprozess und Aufbruch in den Gemeinden begonnen. Wir sind Kirche lädt alle reformorientierten Gemeinden, Gruppen und Einzelpersonen ein, über die Zukunft der Gemeinden und damit über die Zukunft der Kirche in einen Dialog zu treten.

1.       Gemeinden in ihrer Vielfalt sind die Zukunft der Kirche!

Neben den territorial gebundenen Pfarrgemeinden entstehen vielfältige andere Gemeinden und Gemeinschaften. Diese Entwicklung verändert auch die Kirche und ihre Strukturen.

Das Bild der Kirche wird oft in der schwer auflösbaren Spannung zwischen ängstlichem Rigorismus und orientierungslosem Liberalismus gesehen. Wird der zunehmende Priestermangel als Chance verstanden, kann eine neue pastorale Entwicklung angestoßen werden. Maßstab hierfür ist die menschenfreundliche Botschaft Jesu.

Kirche hat Zukunft in ihren Gemeinden und Gemeinschaften durch den verantwortlichen Miteinbezug so genannter Laien in Leitungsaufgaben. Im Team nehmen Frauen und Männer gleichberechtigt Leitungsaufgaben wahr, begleiten sich gegenseitig kritisch und unterziehen Entscheidungen einem Konsensprozess.

Gemeindeleiter moderieren, delegieren und integrieren. Sie sind in der Lage, Konflikte in der Gemeinde nach Regeln der Kommunikation auszutragen zu helfen. Geeignete Gemeindeleiter werden von der Gemeinde gewählt und erhalten vom Bischof im Namen der Gesamtkirche befristet den Leitungsauftrag.

Die Eigenverantwortung der Gemeinden wird nach dem Subsidiaritätsprinzip gestärkt. Gemeinden bleiben autonom, auch in finanzieller Hinsicht. Sie erhalten die Kirchensteuer direkt und tragen bei zu einem Lastenausgleich für übergemeindliche, diözesane Aufgaben.

Territorialgemeinden, die für diesen Entwicklungsprozess bereit sind, haben schon heute die Möglichkeit, erste Schritte zusammen mit Gemeindeberatern und -beraterinnen zu tun. Reformkräfte in der Kirche bedürfen für strukturelle Umformungen einer engen Vernetzung untereinander und wohlwollender Unterstützung seitens der Kirchenleitung.

2.       Gemeinden nehmen Bedürfnisse der Menschen ganz Ernst!

Die Suche nach Glaubensorientierung und spirituellen Angeboten hat heute keineswegs abgenommen. Kirche muss sich aber fragen lassen, ob sie den Bedürfnissen heutiger Menschen noch gerecht wird.

Eine Verurteilung oder Sanktionierung von Menschen, deren Lebensgeschichte nicht den Normvorstellungen des kirchlichen Lehramtes entspricht, steht Menschen grundsätzlich nicht zu. Die menschenfreundliche Botschaft Jesu lädt zu gegenseitiger Annahme ein.

Zeitgemäße Gemeindepastoral bezieht die individuelle Lebensgeschichte wohlwollend mit ein. Gemeinden öffnen sich an ihren Rändern für Ausgeschlossene. Anliegen ist die Begleitung, nicht die Verurteilung.

Kirche hat Zukunft, wenn sie die Frohe Botschaft Jesu neu in die heutige Zeit hinein sagt. Dies geschieht als Dialogangebot, nicht als Belehrung. Die Botschaft ist zu befreien von zeitbedingten, folgenreichen Übersetzungsfehlern im Neuen Testament. Fehlentwicklungen der kirchlichen Tradition sind zu korrigieren.

Gelingende Gemeindekatechese berücksichtigt in ihren vielfältigen Angeboten pastoralpsychologische Aspekte. Zukünftige Gemeindeleiter und Gemeindeleiterinnen erhalten diesbezüglich eine fundierte Ausbildung.

3.       Gemeinden sind Orte gelingender Gemeinschaft!

Persönlicher Glaubensvollzug ist nach Jesu Vorbild auf Gemeinschaft hin angelegt. Mittelpunkt dieser Gemeinschaft ist die Mahlfeier. Die Zusammenlegung von Gemeinden mit unterschiedlicher Entwicklungsgeschichte ist nicht förderlich für einen gemeinschaftlichen Glaubensvollzug.

Der Appell, Mitverantwortung zu übernehmen, verhallt dort, wo die Möglichkeit zur Mitentscheidung verweigert wird. Der Priestermangel einerseits und die Festlegung des Vorsitzes bei der Eucharistiefeier auf den Priester andererseits stellen ein unlösbares Dilemma dar.

Kirche hat Zukunft, wenn die Gemeinden Entwicklungsmöglichkeiten haben und zur Kommunikation fähig sind.

Damit die gemeinsame Mahlfeier Mittelpunkt gemeindlichen Lebens bleibt, werden neue ökumenische liturgische Formen entwickelt, die den Auftrag Jesu deutlich zum Ausdruck bringen. Nicht die Fixierung auf das Amt, sondern das Gemeinschaftserleben und der Bezug zum Alltag stehen im Vordergrund der Mahlfeier.

Gleichwertigkeit der Dienste in der Gemeinde je nach Charisma fördert die Geschwisterlichkeit. Gelingende Gemeinschaft ist gekennzeichnet durch Konfliktfähigkeit und Dialogbereitschaft.

Der Dialog in der Gemeinde ist geprägt vom Respekt vor der Andersartigkeit und der Sensibilität für die Bedürfnisse anderer. Hierfür gibt es Kommunikationsregeln, die am gemeinsamen Gesprächstisch gelten und nicht durch das Veto-Recht Einzelner aufgehoben werden können.

Regelmäßige Supervision von außen sichert die größtmögliche Objektivität des Leitungsteams und die Nachhaltigkeit der Gemeindeentwicklung.

4.      Gemeinden haben einen gesellschaftspolitischen Auftrag!

Jesus selbst war politisch, er war Anwalt für Menschen, die der Solidarität, der Gerechtigkeit und des Friedens bedürfen. Aus einem persönlichen spirituellen Aufbruch entspringt oft der Wunsch nach Engagement, der durch Gemeinschaftserfahrung verstärkt werden kann.

Kirche hat Zukunft, wenn sie in ihren Gemeinden parteiisch ist für Ausgegrenzte, für Arme und Rechtlose. Gemeindemitglieder praktizieren vor Ort Solidarität und Engagement. Hilfreich ist ein klar umrissener, zeitlich begrenzter Auftrag mit einer angemessenen Absicherung des geleisteten Einsatzes.



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Last updated 06.12.07