St. Albertus Magnus Ottobrunn

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" Zeit und Ewigkeit "


PHÄNOMENE IN WORT UND SCHRIFT

Eine Sonderausstellung in der
Bibliothek des Benediktinerstifts Admont, Österreich


Fortsetzung



V. Die Geburt Christi als Zeitenwende

 

bulletGott wurde Mensch in der Fülle der Zeit
Aurelius Augustinus (354-430); Über das Johannes-Evangelium, 31. Vortrag
bulletMit Christi Geburt begann das sechste Weltzeitalter
Hartmann Schedel (1440-1514), Buch der Chroniken und Geschichten
bulletChristi Geburt als Beginn der neuen Zeitrechnung
Otto von Freising (ca. 1111/15-1159), Weltgeschichte ("Chronik"), 3. Buch
bulletDas Tausendjährige Reich Christi und das Neue Jerusalem
Neues Testament: Offenbarung des Johannes, 20. und 21. Kapitel

 

GOTT WURDE MENSCH IN DER FÜLLE DER ZEIT

Aurelius Augustinus (354-430); Über das Johannes-Evangelium, 31. Vortrag

Die Stunde, da unser Herr Jesus Christus geboren wurde, war nicht von schicksalshaftem Zwang bestimmt, denn seine Stunde kam nach seinem eigenen Willen: Er wartete die Zeit ab, da er als Mensch geboren werden sollte. Von dieser Zeit redend, sagt der Apostel Paulus: "Als die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn". Daher fragen viele: Warum kam Christus nicht früher? Diesen ist zu antworten: Weil die Fülle der Zeit noch nicht gekommen war, nach der Anordnung dessen, durch den die Zeiten gemacht wurden; denn er wusste, wann er kommen sollte.

Zuvor musste er durch eine lange Reihe von Jahren vorhergesagt werden; denn nicht etwas Geringes sollte kommen. Lange musste der vorher verkündet werden, der Großes für diese Welt tun sollte: Je größer der Richter war, der kommen sollte, um so größer sollte die Zahl von Herolden sein, die ihm vorausging. Endlich, als die Fülle der Zeit gekommen war, erschien auch der, welcher uns von den Zwängen der Zeit befreien sollte. Denn befreit von der Zeit, sollen wir einst zu jener Ewigkeit gelangen, wo keine Zeit mehr ist. Und da sagt man nicht: Wann wird die Stunde kommen? Denn es ist ein ewiger Tag, dem kein gestriger vorangeht und dem kein morgiger nachfolgt.

In dieser Zeit aber rollen die Tage dahin, die einen gehen, die anderen kommen, keiner bleibt. Auch die Augenblicke, da wir reden, verdrängen einander, und es bleibt die erste Silbe des Wortes nicht stehen, damit sogleich die zweite erklingen kann. Seitdem wir reden, sind wir schon wieder etwas älter geworden, und ohne Zweifel bin ich jetzt zur Mittagsstunde älter als ich heute am Morgen war; so steht nichts still, bleibt nichts fest in der Zeit.

Darum wollen wir den lieben, durch den die Zeiten geworden sind, um von der Zeit befreit und in der Ewigkeit befestigt zu werden, wo es keine Vergänglichkeit der Zeit mehr gibt. Eine große Barmherzigkeit ist es also von unserem Herrn Jesus Christus, dass er unseretwegen in der Zeit geworden ist, er, durch welchen die Zeiten geworden sind; dass er mitten unter allen Dingen geworden ist, er, durch den die Dinge geworden sind; dass er das geworden ist, was durch ihn geschaffen wurde. Er ist Mensch geworden, damit nichts von dem verloren ginge, was durch ihn geschaffen wurde. Und so war die Stunde seiner Geburt gekommen, als die Fülle der Zeit gekommen war.

 


MIT CHRISTI GEBURT BEGANN DAS SECHSTE WELTZEITALTER

Hartmann Schedel (1440-1514), Buch der Chroniken und Geschichten

Gottvater, Kupferstich aus Lutherbibel ca. 1550Das erste Zeitalter der Welt begann mit der Erschaffung der Welt und wahrte bis zur Sintflut zur Zeit des Noah. Es hatte also eine Dauer von eintausend fünfhundert und sechsundfünfzig Jahren. Das zweite Zeitalter der Welt nahm seinen Anfang in der Zeit des Noah mit der allgemeinen Sintflut und dauerte bis zur Geburt des Abraham, also zweihundert und zweiundachtzig Jahre.
Das dritte Alter der Welt begann mit der Geburt des Abraham und währte bis zum Regierungsantritt des Königs David. Es hatte demnach eine Dauer von zweihundert und zweiundneunzig Jahren. Das vierte Zeitalter der Welt begann mit dem Regierungsantritt des Königs David und dauerte bis zur babylonischen Gefangenschaft der Juden, also vierhundert und vierundachtzig Jahre. Das fünfte Alter der Welt nahm seinen Anfang mit der babylonischen Gefangenschaft der Juden und währte bis zur Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Es hatte demnach eine Dauer von fünfhundert und neunzig Jahren.

Das sechste Alter der Welt hat begonnen, als unser Herr Jesus Christus geboren wurde. Dies geschah im zweiundvierzigsten Jahr des Kaisertums des Oktavianus Augustus, im einunddreißigsten Jahr der Königsherrschaft des Herodes, im dritten Jahr der dreiundneunzigsten Olympiade, siebenhundert und neunundfünfzig Jahre nach der Erbauung der Stadt Rom, fünfhundert und fünfundneunzig Jahre nach der babylonischen Gefangenschaft der Juden, eintausend und neunundzwanzig Jahre nach dem Regierungsantritt des Königs David, zweitausend und fünfzehn Jahre nach der Geburt des Abraham, zweitausend neunhundert und siebenundfünfzig Jahre nach der Sintflut zur Zeit des Noah, fünftausend einhundert und neunundneunzig Jahre nach der Erschaffung des Adam. Dieses Zeitalter wird dauern durch die ganze Zeit der Gnade.

Nach der Zählung in der hebräischen Bibel umfasst das erste ebenso wie das zweite Weltzeitalter zehn Generationen, das dritte hingegen deren vierzehn, das vierte sechzehn und das fünfte wiederum vierzehn. Die sechs Weltzeitalter entsprechen vergleichsweise den sechs Altersstufen des Menschen: Das erste ist mit der Zeit von der Geburt bis zum Alter von sieben Jahren vergleichbar, das zweite mit der Kindheit bis zum vierzehnten Lebensjahr, das dritte mit der Jugendzeit bis zum Alter von achtunddreißig Jahren, das vierte mit dem Mannesalter bis zum neunundvierzigsten Lebensjahr, das fünfte mit dem höheren Alter bis zum neunundsiebzigsten Jahr, und das sechste mit dem Greisenalter bis zum Lebensende.

 


CHRISTI GEBURT ALS BEGINN DER NEUEN ZEITRECHNUNG

Otto von Freising (ca. 1111/15-1159), Weltgeschichte ("Chronik"), 3. Buch

In der Regierungszeit des ersten römischen Kaisers Augustus, in dessen zweiundvierzigstem Regierungsjahr, wurde Christus geboren, der einst dem Abraham von Gott versprochen und von allen Völkern heiß ersehnt wurde. Dazu ist anzumerken, dass die Regierung des Augustus, zu dessen Zeiten er geboren wurde, für die Herrschaft Christi in mancherlei Hinsicht eine vorausgehende Ankündigung war. Jener wurde nämlich am 25. Dezember, als er aus dem Osten zurückgekehrt war, wo er die Könige unterworfen und den Aufruhr, der sich gegen ihn erhoben hatte, bezähmt hatte, in Rom mit dreifachem Triumph empfangen und von da an "Augustus" genannt.

Dieser aber - Christus - wurde gleichfalls, da er bescheiden die menschliche Natur annahm, an einem solchen Tag, nämlich am 25. Dezember geboren, den wir Epiphanie nennen; unter Führung eines Sterns wurde er von Königen, die aus dem Osten kamen, mit dreierlei Geschenken angebetet und da er nun erschien, nachdem er zuvor verborgen war, zum wahren Augustus und König der Könige ausgerufen. Hieraus wird auch ganz deutlich erkennbar, dass nunmehr erfüllt ist, was damals nur gleichnishaft angedeutet wurde: Christus herrscht nicht nur im Himmel, sondern auch über alle Könige der Erde.

Und in geziemender Weise singt daher die Kirche zu seinem Lobe: "Siehe, es kommt der Herrscher, der Herr, und das Königtum und die Macht und die Herrschaft sind in seiner Hand." Deswegen, weil er "Herrscher" und "Herr" genannt wird, kommt ihm auch der Name "Augustus" zu; deswegen aber, weil es heißt, dass er die Macht und die Herrschaft in seiner Hand trage, wird ihm auch die kaiserliche Würde zuerkannt; und deswegen, weil die Könige ihn anbeten und alle Völker ihm dienen, kommt ihm überdies eine einzigartige fürstliche Hoheit über die ganze Welt zu.

Als Gottes Sohn im Fleisch in diese Welt kam, wollte er als Bürger des römischen Staates eingetragen werden. Weil nun aber dieser im Unglauben befindliche Staat zweifellos die Bürgerschaft der Welt darstellte - weshalb wollte dann er als Fürst des Gottesstaates ein Bürger jenes Staates werden, wenn nicht zu dem Zweck, um ihn auf wunderbare und unaussprechliche Weise zu seinem eigenen Staat zu machen? - Nachdem nun also dieser neue Mensch geboren ist, der den alten Menschen abgelöst hat, will ich auch der Jahreszählung, die bisher von der Gründung der Stadt Rom gerechnet und bis auf die Zeit Christi fortgeführt wurde, ein Ende setzen und die Jahre nunmehr von dessen Geburt an zählen.

 


DAS TAUSENDJÄHRIGE REICH CHRISTI UND DAS NEUE JERUSALEM

Neues Testament: Offenbarung des Johannes, 20. und 21. Kapitel

Und ich sah einen Engel herabsteigen vom Abgrund, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seinen Händen. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und legte ihn in Fesseln für tausend Jahre. Er warf ihn in den Abgrund und schloss über ihm zu und legte ein Siegel an, damit er die Völker nicht mehr verführe, bis die tausend Jahre vollendet wären. Danach muss er noch einmal auf kurze Zeit losgelassen werden.

Und ich sah Throne, und man setzte sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übertragen; auch sah ich die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu willen hingerichtet worden waren und die weder das Tier noch sein Bild angebetet noch das Malzeichen auf ihre Stirn und auf ihre Hand genommen hatten; sie gelangten zum Leben und zur Königsherrschaft mit Christus, für tausend Jahre. Die übrigen Toten gelangten nicht zum Leben, bis die tausend Jahre vollendet sind. Das ist die erste Auferstehung. Selig und heilig ist, wer Anteil nimmt an der ersten Auferstehung; über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm als Könige herrschen die tausend Jahre.

Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Kerker losgelassen werden. Und er wird ausziehen, um die Völker zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, den Gog und Magog, um sie zum Kriege zu sammeln; ihre Zahl ist wie der Sand am Meere. Und sie zogen herauf über die weite Erde und umzingelten das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt. Aber es fiel Feuer vom Himmel herab und verzehrte sie. Und der Teufel, ihr Verführer, wurde in den Pfuhl von Feuer und Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der Lügenprophet sind, und sie werden gepeinigt Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Und die heilige Stadt, das himmlische Jerusalem, sah ich herabsteigen aus dem Himmel von Gott her, bereitet wie eine Braut, die für ihren Bräutigam geschmückt wird. Und ich hörte eine mächtige Stimme vom Thron her sprechen: "Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen. Und er wird bei ihnen seine Wohnung nehmen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und er wird abwischen jede Träne von ihren Augen, und es wird keinen Tod mehr geben, auch keine Trauer, keinen Klageschrei, und auch keine Mühsal wird es mehr geben; denn das Frühere ist vorbei." 



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Last updated 11.01.10