St. Albertus Magnus Ottobrunn
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"
Zeit und Ewigkeit "
Fortsetzung
Johannes von Damaskus (um 680-750), Darlegung des wahren Glaubens, 2. Buch Zu Gott dem Herrn, der die Zeiten geschaffen hat und der vor den Zeiten ist, spricht der König David im Psalm: "Von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du." Und der Apostel Paulus sagt über ihn: "Durch den er auch die Zeiten geschaffen hat." Diese beiden heiligen Verfasser bedienen sich jedoch für "Ewigkeit" und "Zeiten" des Wortes "Äon". Man kann daraus erkennen, dass diese Bezeichnung "Äon" vieldeutig ist, ja, sie hat tatsächlich einen mehrfachen Sinn: Äon heißt nämlich zunächst einmal jedes menschliche Lebensalter. Dann aber heißt Äon der Zeitraum von tausend Jahren. Und weiterhin heißt Äon das ganze gegenwärtige Leben, und Äon heißt auch das zukünftige endlose Leben nach der Auferstehung. Mit dem Wort "Äon" wird also nicht eine Zeit oder ein Zeitteil bezeichnet, der nach Gang und Lauf der Sonne gemessen wird, also aus Tagen und Nächten besteht, sondern die Bewegung und Dauer, die - gleichsam zeitlich - mit dem Ewigen gleich läuft. Denn was für das Zeitliche die Zeit, das ist für das Ewige die Ewigkeit - der Äon. Man zählt nun sieben Zeitalter dieser Welt, angefangen von der Erschaffung des Himmels und der Erde bis zur allgemeinen Vollendung und Auferstehung der Menschen. Es gibt eine teilweise Vollendung, das ist der Tod des Einzelnen. Es gibt aber auch eine allgemeine und ganze Vollendung, wenn die Allgemeine Auferstehung der Menschen erfolgen wird. Vor dem Bestehen der Welt, als es noch keine Sonne gab, die den Tag von der Nacht schied, gab es auch noch keine messbare Zeit, sondern nur die Bewegung und Dauer, die gleichsam zeitlich mit dem Ewigen gleich läuft. In dieser Hinsicht gibt es auch nur einen Äon. Deshalb heißt Gott unzeitlich, aber auch vorzeitlich, denn er hat ja die Zeit selbst geschaffen. Gott allein ist anfangslos, darum ist er der Schöpfer von allem, der Zeiten und alles Seienden. Man spricht auch von Zeiten der Zeiten, weil ja die sieben Zeitalter der gegenwärtigen
Welt viele Zeiten - nämlich Menschenleben - umfassen, und der eine Äon alle Äonen in sich einschließt. Und
Zeit der Zeit heißt die gegenwärtige wie auch die zukünftige. Ewiges Leben aber und ewige Strafe bezeichnet
die Endlosigkeit der zukünftigen Zeit, denn nach der Auferstehung wird die Zeit nicht mehr nach Tagen und Nächten
gerechnet werden. Es wird vielmehr ein Tag ohne Abend sein, da die Sonne der Gerechtigkeit den Gerechten hell
strahlt. Für die Sünder aber wird tiefe, endlose Nacht sein. Es wird deshalb auch gar nicht möglich sein,
die tausendjährige Zeit bis zu einer Wiederherstellung aller Dinge zu zählen. Aller Zeiten alleiniger Schöpfer
also ist Gott, er, der ja alles geschaffen hat, der vor den Zeiten ist.
DIE IRDISCHEN KÖNIGREICHE UND DAS EWIGE GOTTESREICH Altes Testament: Das Buch Daniel, 2. Kapitel Da begab sich Daniel zum König Nebukadnezar und sprach zu ihm: "Dir, o König, stiegen auf deinem nächtlichen Lager Gedanken darüber auf, was nach dem Jetzigen geschehen wird; und Gott, der die Geheimnisse offenbart, hat dich erkennen lassen, was geschehen soll. Mir wurde nun dieses Geheimnis geoffenbart, nicht etwa vermöge einer Weisheit, die ich allen anderen Lebenden voraus hätte, sondern nur zu dem Zwecke, dass jemand dem König die Deutung kundtue und dass du die Gedanken deines Herzens verstehst. Du, o König, hattest im Traum ein Gesicht: Du schautest ein übergroßes Standbild. Dieses Bild war sehr hoch; es stand in blendendem Glanze vor dir, und sein Anblick war schrecklich. Das Haupt dieses Standbildes war aus reinem Gold; Brust und Arme waren aus Silber, Leib und Hüften aus Erz (= Bronze). Die Beine waren aus Eisen, die Füße teils aus Eisen, teils aus Ton. Du sahst es an, bis sich ein Stein ohne menschliches Zutun vom Berge löste; er traf das Standbild auf die Füße aus Eisen und Ton und zermalmte sie. Da wurden das Eisen und der Ton, das Erz, das Silber und das Gold mit einem Male zu Staub, und es ging wie mit der Spreu im Sommer auf der Tenne: Der Wind trug alles fort, und keine Spur fand sich mehr davon. Der Stein aber, der das Standbild getroffen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde. Dies war der Traum, und jetzt wollen wir dem König die Deutung geben. Du, o König der Könige, du bist das Haupt von Gold. Nach dir aber ersteht ein anderes Königreich, geringer als du, und dann wieder ein anderes, drittes Reich von Erz, das über die ganze Erde herrschen wird. Ein viertes Reich wird hart wie Eisen sein; Eisen zermalmt und zertrümmert ja alles. Und wie das Eisen alle jene Stoffe zerschmettert, so wird auch dieses Reich alle anderen zermalmen und zerschmettern. Und wenn dir die Füße teils aus Töpferton, teils aus Eisen erschienen, so bedeutet dies: Das Reich wird geteilt sein, wird aber etwas von der Festigkeit des Eisens haben. Darum sahst du Eisen unter den irdenen Ton gemischt. In den Tagen jener Könige aber wird der Gott des Himmels ein Reich errichten, das in
Ewigkeit nicht zerstört wird. Dieses Reich wird keinem anderen Volk überlassen; es wird all jenen Reichen die
Auflösung und das Ende bereiten, selbst aber wird es in Ewigkeit bestehen. Darum sahst du, wie ein Stein sich
ohne alles menschliche Zutun vom Berge löste und das Eisen den Ton, Erz, Silber und Gold zermalmte. - Der große
Gott hat den König nun erkennen lassen, was nach dem Jetzigen in Zukunft geschehen wird."
DIE GRÜNDUNG DER STADT ROM ALS "GEHEILIGTER URSPRUNG" IHRER GESCHICHTE Titus Livius (59 v.-17 n. Chr.), Römische Geschichte seit der Gründung der Stadt, Vorwort Ich weiß es nicht gewiss, und wüsste ich es, so dürfte ich es wohl nicht sagen, ob es noch der Mühe wert ist, eine vollständige Geschichte des römischen Staates, von der Gründung der Stadt an, zu schreiben. Ich bemerke nämlich, dass es schon etwas Altgewohntes ist, dass immer neue Schriftsteller auftreten, in der Meinung, dass sie mehr Wahrheit in die Geschichte bringen und das vermeintlich so ungebildete Altertum in der Schreibkunst übertreffen wollen. Dem sei nun, wie ihm wolle; es wird mir dennoch ein Vergnügen sein, wenn auch ich nach besten Kräften für das Andenken des wichtigsten Volkes der Erde und seiner Taten etwas getan habe. Bleibt bei der großen Schar von Geschichtsschreibern mein Ruhm nur dunkel, so soll es mir ein Trost sein, dass es berühmte und große Männer waren, die meinen Namen in den Hintergrund treten ließen. Das Werk selbst erfordert unendlichen Fleiß. Was vor mehr als siebenhundert Jahren, als die Stadt gegründet wurde, geschehen ist, muss hier wieder erzählt werden, und dabei ist nun der Staat von so kleinen Anfängen an schon dahin gewachsen, dass er jetzt durch seine eigene Größe erkrankt. Unzweifelhaft werden die meisten Leser bei den älteren und darauf folgenden Geschichten nicht viel Vergnügen finden, und jeder wird zu den neuesten Begebenheiten eilen, wo sich schon längst die Kräfte des mächtigsten Staates selbst miteinander aufreiben. Ich dagegen will es mir gerade als Belohnung meiner Arbeit ausbitten, dass ich mich von den Übeln der Gegenwart wegwenden und mit ganzer Seele die alte Geschichte bearbeiten darf, um so von jenen Sorgen frei zu bleiben, die einen Schriftsteller, wenn schon nicht von der Wahrheit ablenken, so doch missmutig machen können. Was vor der Gründung der Stadt und noch früher geschehen sein soll, wird mehr in zierlichen poetischen Fabeln erzählt als in echten Urkunden überliefert; ich vermag es nicht für wahr auszugeben, aber auch nicht zu widerlegen. Man verzeiht es dem altertümlichen Denken, wenn es menschliche Dinge mit göttlichen mischt und den Städten einen erhabenen Ursprung verleihen will. Und wenn man je einem Volk die Freiheit zugestehen muss, seinen Ursprung zu heiligen und seine Stifter unter den Göttern zu suchen, so gilt dies vor allem für das römische Volk. Und täuscht mich nicht eine besondere Vorliebe für das unternommene Werk, so hat es nie eine Republik gegeben, die größer, heiliger und an guten Beispielen reicher war. Auch war nie eine, wo Geiz und Luxus so spät eingedrungen sind, und nie gab es eine, wo Bescheidenheit und Sparsamkeit in so großem und dauerhaftem Ansehen standen. |
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Copyright © 10 / 1999 - 2009 by Dieter Herberhold Last updated 11.01.10 |
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