St. Albertus Magnus Ottobrunn

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" Zeit und Ewigkeit "


PHÄNOMENE IN WORT UND SCHRIFT

Eine Sonderausstellung in der
Bibliothek des Benediktinerstifts Admont, Österreich


Fortsetzung



III. Von der Zeit zur Ewigkeit - Die "Vier letzten Dinge"

 

bulletDie Ewigkeit ist der vollkommene Besitz des ganzen Lebens
Boethius (ca. 480-524), Über die Tröstung der Philosophie, 5. Buch
bulletDie Ewigkeit ist das Maß des gleichbleibenden Seins
Thomas von Aquin (1224/25-1274), Summe der Theologie, 10. Frage / 4. Artikel
bulletDer leibliche Tod und das ewige Leben
Aurelius Augustinus (354-430), Über das Johannes-Evangelium, 49. Vortrag
bulletDie Auferstehung ist die Voraussetzung für das Gericht
Athenagoras von Athen (um 125-200), Über die Auferstehung der Toten
bullet Dämonen und Seelen im höllischen Feuer
Aus den Visionen des irischen Soldaten Tnugdalus (Mitte des 12. Jahrhunderts)
bulletEs gibt nicht nur einen, sondern mehrere Himmel
Jakob von Voragine (1228-1298), Betrachtung zum Fest Christi Himmelfahrt

 


DIE EWIGKEIT IST DER VOLLKOMMENE BESITZ DES GANZEN LEBENS

Boethius (ca. 480-524), Über die Tröstung der Philosophie, 5. Buch

Dass Gott ewig sei, ist die übereinstimmende Auffassung aller, die mit Vernunft begabt sind. Was jedoch die Ewigkeit ist, darüber wollen wir nun einige Überlegungen anstellen, da uns darüber sowohl die göttliche Natur als auch unser Wissen Aufschluss gibt. Die Ewigkeit ist demnach die vollständige Inbesitznahme des unbegrenzten und gesamten Lebens, wie sich aus dem Vergleich mit den zeitlichen Dingen ganz klar erweist. Was immer nämlich in der Zeit lebt, das schreitet voran vom Vergangenen zum Künftigen, und nichts ist im Ablauf der Zeit so angelegt, dass es die gesamte Fülle seines Lebens zugleich umfassen könne. Dieses gegenwärtige Leben existiert nämlich in keinem umfassenderen Sinne als in eben jenem vergänglichen Augenblick, und selbst wenn es nach einer Endlosigkeit der Zeiten strebt, so würde man es doch mit Recht noch nicht für ein ewiges halten.

Was daher die gesamte Fülle des unbegrenzten Lebens gleichzeitig umfasst und in Besitz nimmt, zu dem somit kein Zukünftiges hinzutritt und kein Vergangenes zugeflossen ist, das wird mit Recht für ewig gehalten. Und es ist erforderlich, dass es, seiner selbst unbeschränkt mächtig, die Unendlichkeit der vergänglichen Zeit in sich stets gegenwärtig habe. Daher trifft es nicht zu, wie einige sagen, dass die Welt keinen Anfang in der Zeit habe und daher auch kein Ende haben werde, womit sie die geschaffene Welt für gleich ewig wie den Schöpfer halten. Etwas anderes ist es nämlich, durch ein unbegrenztes Leben geleitet zu werden, und wieder etwas anders ist eine das gesamte Leben in seiner Fülle umfassende Gegenwart, was doch offenkundig nur einem göttliches Wesen zu eigen ist. Dessen Blick eilt allem Zukünftigen voraus und wendet sich zugleich zurück zur Gegenwart der eigenen Erkenntnis, doch geschieht dies nicht etwa wechselweise, wie man irrtümlich meinen könnte, indem Gott bald dies, bald jenes im Voraus weiß, sondern in einem einzigen Augenblick kommt er den zeitlichen Veränderungen zuvor und umfasst sie doch allesamt. Als Betrachter von oben bleibt er derjenige, der um alles im Voraus Bescheid weiß.

Weil dies nun so ist, bleibt den Sterblichen die unantastbare Freiheit ihres Willens, die mit keiner Nötigung verknüpft ist. Und nicht vergeblich sind die an Gott gerichteten Wünsche und Bitten: Wenn sie in rechter Weise an ihn heran getragen werden, können sie nicht wirkungslos sein. Legt also eure Laster ab, pflegt die Tugenden, erhebt euren Geist und richtet demütige Bitten empor. Überaus nötig ist für euch, wenn ihr nicht heucheln wollt, redlich zu sein, da ihr vor den Augen des göttlichen Richters handelt, der alles erkennt.

DIE EWIGKEIT IST DAS MASS DES GLEICHBLEIBENDEN SEINS

Thomas von Aquin (1224/25-1274), Summe der Theologie, 10. Frage / 4. Artikel

Ein und dieselbe Dauer kann nur dann ein zweifaches Maß haben, wenn das eine Maß einen Teil des anderen ausmacht. So fallen nie zwei verschiedene Tage oder zwei verschiedene Stunden zusammen; wohl aber fällt der Tag mit der Stunde zusammen, weil die Stunde ein Teil des Tages ist. Nun fällt die Zeit zusammen mit der Ewigkeit, und beide bedeuten ein Maß der Dauer. Da nun die Ewigkeit nicht Teil der Zeit sein kann, weil sie ja über die Zeit hinausgeht und sie einschließt, so müsste die Zeit ein Teil der Ewigkeit sein. Dann aber wäre sie von der Ewigkeit nicht verschieden. Dies würde allerdings nur dann gelten, wenn Zeit und Ewigkeit derselben Art von Maß angehören würden. Dass das aber nicht der Fall ist, ergibt sich aus der Verschiedenheit der Wesen, für die Zeit und Ewigkeit als Maß gelten.

Das "Jetzt" der Zeit bleibt die ganze Dauer der Zeit hindurch zwar sachlich dasselbe, aber nicht begrifflich: Wie nämlich die Zeit der Bewegung entspricht, so das "Jetzt" der Zeit dem Bewegten. Das Bewegte aber bleibt als Träger der Bewegung die ganze Zeit hindurch dasselbe; ein begrifflicher Unterschied liegt nur darin, dass es bald hier, bald dort ist. Gerade darin ja liegt der Charakter der Bewegung. Bei der Ewigkeit aber ist ein Wechsel sowohl sachlich wie auch begrifflich ausgeschlossen.

Es ist daher ganz klar, dass Zeit und Ewigkeit nicht dasselbe sind, nur hat man den Grund ihrer Verschiedenheit nicht immer in derselben Weise angegeben. Manche meinen, sie seien deshalb verschieden, weil die Ewigkeit keinen Anfang und kein Ende, die Zeit aber beides habe. Doch das ist nur ein tatsächlicher, aber kein grundsätzlicher und wesentlicher Unterschied. Angenommen, die Zeit sei immer gewesen und werde immer sein (wie jene meinen, die die Bewegung des Himmels für eine ewige Bewegung halten), so bleiben doch, wie schon Boethius sagte, Zeit und Ewigkeit dadurch unterschieden, dass die Ewigkeit in ihrer ganzen Fülle zugleich gegenwärtig ist, was der Zeit nicht zukommt. Denn die Ewigkeit ist das Maß des sich gleich bleibenden Seins, die Zeit dagegen das Maß der Bewegung.

Wenn man nun diesen Unterschied nicht von dem Maße gelten lässt, sondern von dem was gemessen wird, dann bekommt er einen ganz anderen Sinn, denn von der Zeit wird nur das gemessen, was Anfang und Ende hat in der Zeit. Man kann daher innerhalb der Zeit beliebig Anfang und Ende festsetzen, was in der Ewigkeit nicht möglich ist. Auch dies ist eine Folge jenes wesentlichen und ursprünglichen Unterschiedes, der darin liegt, dass die Ewigkeit in ihrer ganzen Fülle zugleich ist, die Zeit aber nicht.

DER LEIBLICHE TOD UND DAS EWIGE LEBEN

Aurelius Augustinus (354-430), Über das Johannes-Evangelium, 49. Vortrag

Im Evangelium lesen wir von den Toten, die der Herr erweckt hat, und gewiss nicht ohne Grund. Die Taten des Herrn sind nämlich nicht bloß Taten, sondern auch Zeichen. Wenn es also Zeichen sind, dann deuten sie - abgesehen davon, dass sie wunderbar sind - ohne Zweifel noch etwas Bestimmtes an. Die Bedeutung dieser Taten festzustellen, erfordert aber etwas mehr Mühe, als sie nur zu lesen oder zu hören.
Wenn wir die so wunderbaren Werke Christi betrachten, dann erkennen wir:
Jeder wird auferstehen, wenn er glaubt; und wenn wir die verschiedenen Todesarten betrachten, dann verstehen wir: Jeder stirbt, der sündigt. Allein den Tod des Leibes fürchtet jeder Mensch, den Tod der Seele fürchten nur wenige. Um den leiblichen Tod, der sicher einmal kommen wird, sind alle besorgt, dass er nicht komme - darum mühen sie sich: Der Mensch, der doch einmal sterben muss, bemüht sich, dass er nicht sterbe; der Mensch aber, der ewig leben soll, bemüht sich nicht, dass er nicht sündige. Und wenn er sich bemüht, dass er nicht sterbe, bemüht er sich umsonst, denn er erzielt nur einen längeren Aufschub des Todes, aber nicht dessen Ausbleiben. Wenn er aber die Sünde meidet, wird er keine Mühe haben und ewig leben.

Wenn wir doch nur alle Menschen aneifern könnten, und mit ihnen selbst angeeifert würden, das ewige Leben in solch hohem Maße zu schätzen und zu lieben, wie die Menschen dieses vergängliche irdische Leben hoch schätzen und lieben! Was tut der Mensch nicht alles, wenn er sich in Todesgefahr befindet? Wenn das Schwert drohend über ihrem Nacken schwebte, gaben sie alles preis, was sie zu ihrem Lebensunterhalt aufgespart hatten. Und wer hätte nicht sofort alles hingegeben, um nicht getötet zu werden - und nach der Hingabe seines Gutes ist er dann vielleicht dennoch getötet worden! Zu wem ist jemals gesagt worden: Geh weg von hier, wenn du am Leben bleiben willst, und er hätte gezögert? Oder: Nimm diese Mühe auf dich, damit du nicht sterben musst, und er wäre saumselig gewesen? Etwas viel Leichteres, nämlich die Sünde zu meiden und Gutes zu tun, gebietet uns Gott, damit wir ewig leben; und dennoch versäumen wir es, gehorsam zu sein.

Es klagen die Liebhaber dieses zeitlichen Lebens, dass sie es nicht haben können, wann und so lange sie es wollen; wir aber klagen uns nicht an, dass wir so träge im Ergreifen des ewigen Lebens sind, das wir erlangen werden, wenn wir nur wollen, und das wir nicht mehr verlieren werden, wenn wir es einmal erlangt haben. Diesen leiblichen Tod aber, den wir fürchten, werden wir auf uns nehmen müssen, auch wenn wir es nicht wollen.

DIE AUFERSTEHUNG IST DIE VORAUSSETZUNG FÜR DAS GERICHT

Athenagoras von Athen (um 125-200), Über die Auferstehung der Toten

Als bedürftiges Wesen braucht der Mensch Nahrung, als sterbliches bedarf er der leiblichen Nachfolge, und als vernünftiges braucht er Gerechtigkeit. Wenn aber ein jedes der genannten Bedürfnisse dem Menschen naturgemäß ist, wenn er also der Nahrung bedarf zum Leben, der Nachfolge zur Fortdauer seines Geschlechtes, der Gerechtigkeit aber, damit Nahrung und Nachfolge den Gesetzen entsprechen, und weil Nahrung und Nachfolge auf seine Doppelnatur Bezug haben, so muss wohl auch die Gerechtigkeit sich darauf beziehen. Unter der Doppelnatur verstehe ich aber den aus Leib und Seele bestehenden Menschen, und ich behaupte, dass der Mensch gerade in dieser Doppelnatur für alle seine Handlungen verantwortlich ist.

Wenn nun der Schöpfer des Menschengeschlechtes für seine Werke Sorge trägt und das gerechte Gericht über die im Leben vollbrachten guten oder bösen Werke irgendwo stattfinden muss, so könnte dies entweder im gegenwärtigen Leben geschehen, solange diejenigen noch da sind, die tugendhaft oder schlecht leben - oder nach dem Tod, wenn sie in Leib und Seele getrennt sind. Jedoch nach keiner dieser beiden Möglichkeiten sieht man das gerechte Gericht sich vollziehen: In unserem Lebenszustande wäre die sterbliche Natur gar nicht fähig, für zahlreiche und schwere Verfehlungen die entsprechende Strafe zu tragen; doch auch unmittelbar nach dem Tode kann das Gericht nicht stattfinden, weil dann getrennt über die Seele und den Leib geurteilt werden müsste. Doch wie sollte es gerecht sein, wenn die Seele für sich allein gerichtet würde wegen solcher Dinge, zu denen sie sich ihrer eigenen Natur nach gar nicht hingezogen fühlt? Und ebenso ungerecht wäre es auch, den Leib allein zu belohnen oder zu bestrafen für Taten, die er unmöglich durch sich allein vollbringen konnte. Wenn also ein gerechtes Gericht die Vergeltung der Taten auf die Doppelnatur des Menschenwesens ausdehnt und weder die Seele allein den Lohn einstreichen darf für das, was sie mit Hilfe des Leibes vollbrachte, noch der Leib allein bestraft wird für das, was er nicht ohne die Seele tun konnte, sondern der aus beiden bestehende Mensch für jede seiner Taten die gebührende Vergeltung empfängt, so kann dies aber weder im gegenwärtigen Leben noch unmittelbar nach dem Tode geschehen. Vielmehr ist für jeden sonnenklar, dass nach dem Wort des Apostels das Sterbliche mit Unsterblichem bekleidet und das Tote durch die Auferstehung wieder zum Leben erweckt werden muss. Erst dann, wenn das im Tode Aufgelöste sich wieder vereinigt hat, kann ein jeder in gerechter Weise ernten, was er in seinem irdischen Leben gesät hat, sei es Gutes oder Böses.

DÄMONEN UND SEELEN IM HÖLLISCHEN FEUER

Aus den Visionen des irischen Soldaten Tnugdalus (Mitte des 12. Jahrhunderts)

Als nun meine Seele zu den Toren der Unterwelt gekommen war und sich umsah, was da alles auf sie zukomme, erblickte sie eine tiefe Grube gleich einer Zisterne, in der wie in einem feurigen Abgrund eine riesige Flamme loderte, von der eine Rauchwolke emporstieg, die sich bis zum Himmel hinauf ausbreitete. In dieser Flamme war eine überaus große Schar von Seelen und Dämonen, die nach Art der Funken mit der Feuerflamme aufstiegen und, im Rauch gleichsam wieder zunichte gemacht, in die Tiefe des Abgrunds hinab fielen.

Als meine Seele dieses Schauspiel gesehen hatte, wollte sie sich davon zurückziehen, doch vermochte sie keinen Fuß von der Erde zu heben. Als sie dies nun immer wieder versuchte, aber ihr Vorhaben nicht auszuführen im Stande war, wurde sie von übergroßem Schrecken erfüllt und rief mit banger Stimme: "Weh mir, zu welchem schrecklichen Los hat mein Tod nun geführt! Und weshalb wollte ich Erbärmliche, da ich noch lebte, den heiligen Schriften keinen Glauben schenken ? Welcher Wahn hatte mich erfasst?"

Als die Dämonen, die mit der Flamme emporgestiegen waren, das hörten, umschwärmten sie meine Seele mit den Instrumenten, mit denen sie die Seelen der Erbarmungswürdigen zur Qual mit sich rissen; sie umschwärmten sie wie die Bienen und loderten wie das Feuer in den Dornen. Und es war da eine Stimme zu hören, mit der alle gemeinsam riefen: "0 erbärmliche Seele, der Strafen und der Martern würdig, wozu bist du hierher gekommen? In Unkenntnis der Strafen hast du diese noch nicht erfahren. Nun wirst du jene Qual sehen, die deinen Werken angemessen ist, aus der du nicht entrinnen und in der du auch nicht umkommen kannst. Keinen Trost wirst du erblicken, keine Zuflucht wirst du sehen oder finden, auf kein Mitleid wirst du künftig hoffen können. Du hast dich nämlich den Pforten des Todes genähert und nun wirst du unverzüglich den innersten Tiefen der Unterwelt vorgestellt.

"Empfinde den Schmerz, du unglückselige, weine, schreie und heule, denn trauern wirst du mit den Trauernden, weinen wirst du mit den Weinenden, und brennen wirst du mit den Brennenden. Es gibt nämlich keinen, der dich aus unseren Händen erretten will oder kann." Und zueinander sprachen sie, indem sie sagten: "Was lässt uns hier noch länger zögern? Ergreifen wir sie doch und erweisen wir unsere Grausamkeit an ihr; übergeben wir sie dem Luzifer, damit er sie verschlinge." Diese Geister waren schwarz wie Kohlen, ihre Augen jedoch feurig wie brennende Lampen, ihre Zähne weißer als Schnee, und Schwänze hatten sie wie Skorpione. Ihre Klauen waren aus Eisen und sehr scharf, und Flügel hatten sie wie Geier.
 

ES GIBT NICHT NUR EINEN, SONDERN MEHRERE HIMMEL

Jakob von Voragine (1228-1298), Betrachtung zum Fest Christi Himmelfahrt

Wir unterscheiden einen natürlichen, einen vernünftigen, einen geistigen und einen übersinnlichen Himmel. Der natürliche Himmel ist wiederum mannigfaltig: Dazu gehört der Lufthimmel, der Ätherhimmel, der olympische Himmel, der Feuerhimmel, der siderische Himmel (der Gestirne), der kristallinische und der empyreische Himmel.

Der vernünftige Himmel ist der gerechte Mensch; er heißt Himmel, weil Gott in ihm wohnt. Denn wie der Himmel Gottes Wohnung ist, nach den Worten des Propheten Isaias: "Der Himmel ist mein Thron", so ist die Seele des Gerechten der Thron der Weisheit, wie geschrieben ist in dem Buch der Weisheit. Auch wegen seines heiligen Wandels wird der gerechte als Himmel bezeichnet, denn die Heiligen wohnen durch ihren guten Wandel und durch ihre Sehnsucht nach dem Göttlichen immer im Himmel. So spricht auch der Apostel Paulus: "Unser Wandel aber ist im Himmel". Der Gerechte heißt auch Himmel wegen der Stetigkeit seines Wirkens; denn wie der Himmel immerdar bewegt wird, so sind auch die Heiligen allezeit bewegt durch ihre guten Werke.

Der geistige Himmel, das sind die Engel. Sie heißen Himmel, weil sie hoch und erhaben sind wie der Himmel in ihrer Würde und Hoheit. Von dieser Würde und Hoheit spricht auch der heilige Dionysius in seinem Buch von den göttlichen Namen: "Die göttlichen Geister sind über alle Geschöpfe erhaben; sie leben über allem Lebendigen, sie schauen und erkennen mehr Sehnsucht und Anteil am Guten und Schönen als alle anderen Wesen". Sie sind auch gar schön um ihrer Natur und Glorie willen. Und weiters schreibt Dionysius in seinem Buch: "Der Engel ist eine Offenbarung des geheimen Lichtes, ein reiner, klarer, unbefleckter, makelloser Spiegel, der die Schönheit der vollkommenen Gottesgestalt auffängt".

Der übersinnliche Himmel aber ist die Ebenmäßigkeit göttlicher Vollkommenheit, von der Christus kam und zu der er wieder emporstieg. In diesem Himmel nun thront Christus; er ist seine Wohnung, bestimmt für ihn, die Engel und die Heiligen. Und diese Wohnung ist auch geziemend für jene, die darin wohnen. Denn dieser Himmel ist über alle anderen an Würde, Dauer und Umfang erhaben, so dass er alle vernünftigen und geistigen Himmel übertrifft und eine geziemende Wohnstätte für Christus ist. Er ist auch den Heiligen gar ziemlich, denn er ist gleichförmig, unbeweglich und hell in vollkommenem Maße; so ist er angemessen für die Engel und Heiligen, die da gleichförmig waren in den guten Werken, unveränderlich in der Liebe und leuchtend im Glauben.



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Last updated 11.01.10