St. Albertus Magnus Ottobrunn

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" Zeit und Ewigkeit "


PHÄNOMENE IN WORT UND SCHRIFT

Eine Sonderausstellung in der
Bibliothek des Benediktinerstifts Admont, Österreich


Fortsetzung


II. Die Zeit der Bibel und der Kirche

 

bulletAlles auf Erden hat seine Zeit nach der göttlichen Ordnung
Altes Testament, Prediger ("Koheleth"), 3. Kapitel
bulletDer ewige Gott und der vergängliche Mensch
Altes Testament: Psalm 90 (89)
bulletDer Tag und die Nacht - Licht und Finsterniss
Ambrosius von Mailand (um 340-397), Das Sechs-Tage-Werk, 1. Buch
bulletIm Kloster geschehe alles zu den festgesetzten Zeiten
Benedikt von Nursia (um 480-550), Mönchsregel, 47. und 48. Kapitel

 

ALLES AUF ERDEN HAT SEINE ZEIT NACH DER GÖTTLICHEN ORDNUNG

Altes Testament, Prediger ("Koheleth"), 3. Kapitel

Alles hat seine Stunde, und eine Zeit ist bestimmt für jedes Vorhaben unter dem
Himmel:

Eine Zeit für das Geborenwerden, und eine Zeit für das Sterben; eine Zeit für das Pflanzen, und eine Zeit, um das Gepflanzte wieder auszureißen.
Eine Zeit, um zu töten, und eine Zeit, um zu heilen; eine Zeit, um niederzureißen, und eine Zeit, um aufzubauen.
Eine Zeit, zu weinen, und eine Zeit, zu lachen; eine Zeit, zu klagen, und eine Zeit, zu tanzen.
Eine Zeit, um Steine wegzuwerfen, und eine Zeit, um Steine zu sammeln; eine Zeit, zu umarmen, und eine Zeit, sich der Umarmung zu enthalten.
Eine Zeit, zu suchen, und eine Zeit, zu verlieren; eine Zeit, aufzubewahren, und eine Zeit, wegzuwerfen.
Eine Zeit, zu zerreißen, und eine Zeit, zu nähen; eine Zeit, zu schweigen, und eine Zeit, zu reden.
Eine Zeit, zu lieben, und eine Zeit, zu hassen; eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.

Was aber hat jener, der handelt, davon, dass er sich abmüht? Ich besah mir die Plage, die Gott den Menschenkindern auferlegt, damit sie sich damit plagen. Er macht alles und jedes vortrefflich für seine Zeit. Zwar hat er ihnen auch eine Vorstellung vom gesamten Zeitablauf gegeben, doch ohne dass der Mensch das Werk, das Gott vollbringt, von Anfang bis Ende erfassen könnte.

Da erkannte ich: Es gibt für den Menschen kein anderes Gut, als sich zu freuen und es sich wohl sein zu lassen in seinem Leben. Aber auch: Es ist Gottes Gabe, dass der Mensch isst und trinkt und sich gütlich tut bei all seiner Mühe. Ich erkannte: Alles, was Gott tut, das ist für immer. Dem gibt es nichts hinzuzufügen, und davon ist nichts wegzunehmen. Gott hat es so gemacht, dass man Ehrfurcht habe vor ihm.
Und siehe: Was ist, das ist längst schon gewesen, und was sein wird, das ist schon lange da, und Gott spürt das Vergangene auf.
Und weiterhin sah ich unter der Sonne: An der Stätte des Gerichts, da war Frevel, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da war Unrecht.
Ich sprach bei mir selbst: Den Gerechten und den Frevler wird Gott richten. Denn eine Zeit für jegliche Sache und über jegliches Tun hat er gesetzt.

DER EWIGE GOTT UND DER VERGÄNGLICHE MENSCH

Altes Testament: Psalm 90 (89)

Herr, du warst uns eine Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren wurden, bevor Erde und Welt entstanden, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott.
Du lässt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst:
"Kehrt zurück, ihr Menschenkinder!"
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der gestrige Tag, der vorüber ist, und wie eine Wache in der Nacht.
Du säst sie aus von Jahr zu Jahr; sie gleichen dem Gras, das nachwächst. Am Morgen sprießt es und wächst, am Abend welkt es und verdorrt.
Ja, wir vergehen ob deines Zornes, durch deinen Grimm sind wir erschüttert.
Du stellst unsere Sünden dir vor Augen, unsere geheimen Fehler ins Licht deines Antlitzes.
Wahrlich, unsere Tage verschwinden ob deines Zornes; wir vollenden unsere Jahre wie einen Seufzer.
Die Zeit unseres Lebens währt insgesamt siebzig Jahre, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre.
Ihr Gehetze ist mühselig und beschwerlich.
Ja, eilends ist es dahin, im Fluge vergangen.
Wer nimmt Kenntnis von der Gewalt deines Zornes und deines Grimmes, wie es der Furcht vor dir entspricht?
Unsere Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen!
Kehre um, o Herr! Wie lange noch?
Hab wieder Erbarmen mit deinen Dienern!
Sättige uns am Morgen mit deiner Huld, dass wir frohlocken und jubeln unser Leben lang!
Erfreue uns so viele Tage, wie du uns niedergebeugt hast, so viele Jahre, wie wir Leid erfuhren!
Dein Walten zeige sich an deinen Dienern, an ihren Kindern erweise sich deine Herrlichkeit!
Die Güte des Herrn, unseres Gottes, sei über uns!
Das Werk unserer Hände lenke über uns, ja, lenke das Werk unserer Hände!

 


DER TAG UND DIE Nacht - LICHT UND FINSTERNIS

Ambrosius von Mailand (um 340-397), Das Sechs-Tage-Werk, 1. Buch

Wir lesen im Buch Genesis, wo über die Erschaffung der Welt berichtet wird: "Und es ward Abend und es ward Morgen, ein Tag". Einige werfen hier die Frage auf, warum die heilige Schrift zuerst den Abend und dann erst den Morgen nennt. Ob sie damit nicht offensichtlich die Nacht vor dem Tag bezeichnet und ihr damit den Vorrang vor diesem einräumt?

Wer so fragt, der beachtet nicht, dass der Abend das Ende des Tages und der Morgen das Ende der Nacht ist. Um also dem Tage sein Vorrecht und seinen Vorrang in der Entstehung einzuräumen, nannte sie zuvor das Ende des Tages, auf welchen die Nacht folgen sollte. Und erst danach benannte sie, gleichsam beifügend, das Ende der Nacht. Unmöglich konnte die Schrift aber der Nacht auf solche Weise den Vorrang vor dem Tage einräumen, da sie sowohl die Tag- wie die Nachtzeit mit der Bezeichnung "Tag" zusammen fasste und für deren Wahl der vorzüglichere Name entscheidend war. Sie wollte es zur Regel machen, dass die vierundzwanzig Stunden des Tages und der Nacht bloß mit dem Namen "Tag" bezeichnet würden.

Dass dies auch sonst eine Gepflogenheit der heiligen Schrift ist, können wir mit zahlreichen Beispielen belegen. So sprach Jakob: "Die Tage meines Lebens sind kurz", und David gebraucht die Wendung: "Alle Tage meiner Jahre"; sie nannten aber nicht auch die Nächte. Und an anderer Stelle lesen wir: "Groß ist der Tag des Herrn und herrlich". Auch da gibt es natürlich Finsternis, und nicht bloß Licht. Denn es ist klar, dass für Leute mit schlechtem Gewissen und für Unwürdige auch jener Tag voll Finsternis ist. Die Unschuld wird an ihm leuchten, die straffällige Seele wird hingegen Qual erleiden. Im Übrigen lehrt uns die Schrift, dass jener unvergängliche Tag der ewigen Vergeltung ohne nächtliche Unterbrechung und wiederkehrende Finsternis fortdauern wird. Daraus sehen wir, dass jene Gepflogenheiten, die uns heute als Tatsachen geläufig sind, durch den häufigen Gebrauch eine Regel für die Zukunft begründet haben.

Sinnvoller Weise aber lässt die heilige Schrift, nachdem sie die beiden wechselnden Zeiten - Tag und Nacht - nun einmal als einen Tag bezeichnet hatte, den letzteren mit dem Morgen beschließen, um zu zeigen, wie der Tag mit Licht anfängt und in Licht endigt; denn erst mit dem Ende ist die volle Frist des Tages und der Nacht gegeben. - So lasst denn auch uns stets, wie der Apostel mahnt, "wie am Tage ehrbar wandeln" und "ablegen die Werke der Finsternis". Am Tage wandelnd lasst uns trachten, dass unsere Werke leuchten vor Gott, dem Ehre, Lob, Ruhm und Macht ist jetzt und immerdar und in alle Ewigkeiten.

 


IM KLOSTER GESCHEHE ALLES ZU DEN FESTGESETZTEN ZEITEN

Benedikt von Nursia (um 480-550), Mönchsregel, 47. und 48. Kapitel

Der Müßiggang ist ein Feind der Seele; und deshalb sollen sich die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu bestimmten Stunden aber mit göttlicher Lesung beschäftigen. Und so glauben wir, durch folgende Verfügung die Zeit für beides ordnen zu können.

Von Ostern bis zum vierzehnten September verrichten die Brüder in der Früh nach der Prim bis etwa zur vierten Stunde die notwendigen Arbeiten. Von der vierten Stunde aber bis zur sechsten Stunde, da sie die Sext halten, beschäftigen sie sich mit der Lesung. Wenn sie dann nach der Sext das Mittagsmahl gehalten haben und vom Tisch aufgestanden sind, ruhen sie unter völligem Schweigen auf ihren Betten; wer etwa für sich lesen will, soll so lesen, dass er keinen anderen stört. Die Non werde früher gehalten, nämlich um die Mitte der achten Stunde; und dann verrichte man wieder bis zur Vesper die notwendige Arbeit.

Vom vierzehnten September bis zum Beginn der Fastenzeit sollen sie sich aber bis zum Ende der zweiten Stunde mit Lesung beschäftigen. Am Ende der zweiten Stunde werde die Terz gehalten; und bis zur Non sollen alle die ihnen aufgetragene Arbeit verrichten. Auf das erste Zeichen zur Non verlasse jeder seine Arbeit und halte sich bereit, bis das zweite Zeichen gegeben wird. Und nach Tisch sollen sie sich mit ihren Lesungen und Psalmen beschäftigen.

In den Tagen der Fastenzeit sollen sich die Brüder aber vom frühen Morgen bis zum Ende der dritten Stunde mit ihren Lesungen beschäftigen und hierauf bis zum Ende der zehnten Stunde die ihnen aufgetragenen Arbeiten verrichten. Für diese Tage der Fastenzeit erhalte jeder aus der Bibliothek ein Buch, das er von Anfang bis Ende ganz lesen soll. Diese Bücher sind zu Beginn der Fastenzeit auszugeben.

Man bestimme einen oder zwei Ältere, die in den Stunden, da sich die Brüder mit der Lesung beschäftigen, im Kloster umhergehen, um nachzuschauen, ob sich nicht ein träger Bruder findet, der müßig ist und die Zeit verplaudert, statt eifrig zu lesen, und auf diese Weise nicht nur keinen Nutzen für sich selber hat, sondern auch noch andere ablenkt. Fände sich ein solcher, was ferne sei, so werde er zurechtgewiesen; bessert er sich nicht, so verfalle er der in der Regel vorgesehenen Strafe.

Am Sonntag sollen sich alle mit Lesung beschäftigen, ausgenommen jene, die für verschiedene Dienste bestimmt sind. - Die Zeit zum Gottesdienst bei Tag und Nacht anzukünden, sei die Sorge des Abtes; er tue es entweder selbst oder übertrage die Sorge dafür einem gewissenhaften Bruder, damit alles zu den festgesetzten Zeiten vollzogen werde.



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Last updated 11.01.10