St. Albertus Magnus Ottobrunn

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Magdalena Bernhardt

 

Zur Person

Magdalena Bernhardt wurde am 16.10.1919 in Brestowatz (
Baèki  Brestovac, Wojwodina, in der südwestlichen Batschka), geboren. 1944 Flucht aus der donauschwäbischen Heimat nach Deutschland. Stuttgart wird neue Heimat.

Ab 1961 absolvierte sie eine ca. zweijährige Sonderausbildung an der Webschule Sindelfingen und nahm zusätzlich Privatunterricht. Studienreisen führten sie nach Frankreich, Spanien und Italien.
 

Magdalena Bernhardt, Bildweberin, an einem ihrer Webstühle, ca. 1983

Freiberufliche Tätigkeit in eigener, Stuttgarter, Werkstätte für Paramente und Wandteppiche, bis 1995 als sie von schwerer Krankheit gezeichnet, ihre Tätigkeit beenden musste. Sie lebt heute bei Verwandten in Freising.

Das Künstlertum wurde der Magdalena Bernhardt nicht in die Wiege gelegt. Das schwere Schicksal der vor der Drohung der jugoslawischen Vernichtungslager fliehenden Familie hat dunkle Stationen der Ausweglosigkeit, der Stagnation und Sperrungen gebracht. 1945 starb ihr Mann. Ihre ganze Arbeit diente zuerst viele Jahre lang der "Integration" ihrer Kinder. Erst mit Vierzig (1959) konnte sie mit ihrer eigenen Ausbildung beginnen.

Wie es begann

Die Webschule in Sindelfingen bei Stuttgart war die erste Stufe. Dann wurden Künstler auf sie aufmerksam und übergaben ihr ihre Entwürfe zur Ausarbeitung in einem Material, das sie nicht beherrschten. "Geist kann sich nur an Geist entzünden." Die Künstler erkannten ihre Schöpfungen wie das Spiegelbild in einem dunklen Teich, das in satteren, oft seltsam geheimnisvoll aus den Tiefen herausleuchtenden Farben das Bild widerspiegelt. Sie bekam Aufträge zur Ausführung figuraler Arbeiten von Luitgard Müller-Choundras, die später in Athen lebte, von Gisela Sternstein-Feucht und Gerhard Dreher. Dann entwirft und entwickelt sie alle ihre Bildteppiche selber. Die Übertragung ihrer Bildvisionen in die sehr zeitraubende und mühsame Technik der tausend Knüpfungen, Montagen, Stickereien, in die Regenbogennuancen der gewebten Flächen verlangt intensivste Konzentration, die, wie sie später selber zugab, an ihren Nerven zehrte. Unser Wandteppich auf dem Webstuhl, 1986


Arbeitsbereiche

Anfertigung von Bildteppichen

teils Ausführungen von Entwürfen befreundeter Künstlerlnnen, meist aber nach eigenen Entwürfen in verschiedenen Techniken, v.a. Gobelins aus Seide für Kirchen, Altenheime sowie private Auftraggeber

Herstellung handgewobener Messgewänder

aus Seide mit Einlegearbeiten hauptsächlich für Kirchen im Bereich der Diözese Rottenburg-Stuttgart, für die Dome zu Freising und zu München sowie für Priester anderer Diözesen

Ausstellungen

Beteiligung an zahlreichen Ausstellungen mit dem

Bund der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e.V.
in verschiedenen Städten des Landes und der

Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst e.V.
in München, Galerie an der Finkenstraße

Ausstellungen im privaten Bereich


Auszeichnung

In Anerkennung ihres Lebenswerkes wurde ihr bei der Eröffnung der Landesausstellung Kunsthandwerk Baden-Württemberg 1994 am 15.10.94 in Schwäbisch Gmünd der Hanns-Model-Gedächtnispreis "für hervorragende Arbeiten und langjähriges Mitwirken im Bund der Kunsthandwerker" verliehen.

 

Das Ende eines erfüllten Lebens

Als diese Seite konzipiert wurde, konnte man trotz ihrer schweren Krankheit noch nicht ahnen, dass Magdalena Bernhardt drei Monate später nicht mehr leben würde. Sie ist am 12. April 2000 in Freising, wo sie die letzten Jahre verbracht hat, gestorben. So ist dieses Porträt auch zu einem Nachruf geworden.

 

Magdalena Bernhardt, Brennender Dornbusch, Aquarell, 1985
Nebenstehendes Bild ist ein Aquarell zum "Brennenden Dornbusch" aus dem Jahre 1985. Es wurde für das "Sterbebildchen" verwendet.

 
 
Im Osterpfarrbrief 1986 schrieb Pfarrer Obermeier:


"Liebe Pfarrgemeinde!

Am heurigen Osterfest schmückt ein wunderbar farbiger Webteppich die Wand hinter dem Altar unserer Kirche. Damit geht ein lang gehegter Wunsch von vielen aus unserer Gemeinde und auch von mir in Erfüllung. Der Teppich ist so gestaltet, dass es gut tut, während des Gottesdienstes oder sonst beim Besuch der Kirche das Auge darauf ruhen zu lassen.
Der Blick auf den Teppich soll aber auch dem Herzen, der Seele, unserem Glauben gut tun. So hat sich ein Motiv angeboten, das aus der Zeit der ersten Liebe Gottes zu seinem Volk stammt, als Gott dem Mose am brennenden Dornbusch in der Wüste versprach: 'Ich bin Jahwe; ich bin der, der immer für euch da ist' (vgl. Ex 3,14).
Der Teppich soll nicht nur ein Schmuckstück sein, sondern auch ein Zeichen unseres Glaubens und unserer Hoffnung, dass diese erste Liebe Gottes noch nicht kalt geworden ist, sondern heute noch brennt, auch in unserer Welt, die wir oft genug als Wüste erleben, wo wir selber wie ein dürres, lebloses Dornengestrüpp stehen: mutlos, traurig, leer, ausgebrannt wie die zwei Jünger, die nach dem Tod Jesu nach Emmaus gehen.
Sie haben es erfahren, dass ihnen das Herz brannte, als der Auferstandene mit ihnen ging (vgl. Lk 24), brannte von dem Feuer, das Gott damals in der Wüste angezündet hat.
An dieses Feuer soll uns auch das Osterfeuer und die Osterkerze bei der Feier des Osterfestes erinnern. Dass uns an diesem Osterfest solche Erfahrung seiner tröstenden Nähe geschenkt werde, das ist mein Wunsch für unsere ganze Gemeinde. Der Wandteppich in unserer Kirche soll uns dabei Hilfe und Anregung sein.
So möchte ich Sie herzlich einladen zu den Gottesdiensten, in denen wir Tod und Auferstehung Jesu feiern.


Ihr
Erwin Obermeier
Pfarrer"



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Last updated 11.01.10