Christliches Sterben
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Sterben und
Tod Wenn Sie in der Situation sind, für
einen Verstorbenen die "letzten Dinge" zu erledigen, nehmen Sie bitte zur Vereinbarung des
Beisetzungstermins baldmöglichst Kontakt mit dem Pfarramt und einem Bestattungsinstitut auf. Sie werden
anschließend vom Pfarrer zu einem Gespräch eingeladen, bei dem Sie auch Auskunft bekommen über die Möglichkeit
für die Verstorbene/den Verstorbenen eine hl. Messe zu feiern.
Der Abschied von einem geliebten Menschen scheint auch für die
Hinterbliebenen das Ende des eigenen Lebens zu sein. Die Zeit danach ist schwer. Trauer ist eine der großen
Erfahrungen unseres Lebens. Immer wieder gilt es Abschied zu nehmen. Nicht nur am Ende. Die Aufgabe,
loszulassen, weiterzugehen, Neues zu wagen, begleitet uns ein Leben lang. |
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Das Seelsorgeteam ist bereit, Sie auch weiter in
Ihrer Trauer zu begleiten. |
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Was sind Merkmale "Christlichen Sterbens"?
Oft hilft uns auch nur nachzulesen, wie große Menschen der Zeitgeschichte mit ihrem Leid umgegangen sind oder
was uns der große Kardinal Lustiger, als Jude, aus seiner Leiderfahrung zu sagen hat, dessen engste Angehörige
im KZ den Tod fanden:
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Die
Saat wird in die Erde gelegt:
Das Weizenkorn muss sterben, damit es keimen kann und
Frucht bringt. Alltägliches Sterben gehört zu unserem Leben. Eigene Schuld, Verletzungen, Verluste, Enttäuschungen
über mich selber und andere, können Frucht bringen, wenn ich mich mit ihnen auseinandersetze und sie
loslasse.
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Den Tod leben - mit Christus, der
gestorben und auferstanden ist
von Jean-Marie Kardinal Lustiger†, em. Erzbischof von Paris
Unsere Gesellschaft hat ein merkwürdiges, absurdes Verhältnis zum Tod: Sie
versucht ihn zu verdrängen. Traditionellere, weniger technisierte Kulturen gehen unbefangener und sehr viel
weiser mit dem Sterben um: Es gehört dort zur täglichen Erfahrung aller, auch der Kinder, die in ihrer
Familie miterleben, wie die irdische Existenz ihrer Angehörigen zu Ende geht.
Wir haben das Leben so organisiert, dass dieser unausweichliche, schwierige Übergang, der einmal jeden
Menschen trifft, aus dem Horizont unseres Lebens ausgeklammert wird. Und das hat zur Folge, dass jemand, der
bald stirbt, zu einer noch größeren Einsamkeit verurteilt ist. Es kommt sogar vor, dass man versucht,
Kindern den Tod ihres Vaters oder ihrer Mutter zu verbergen. Man will ihnen keinen Schmerz zufügen und überlässt
sie gerade dadurch ihrer Angst und Fantasie, man hindert sie daran, sich ihrer Situation als Waisen zu
stellen. Das ist ein Extremfall - gewiss, und doch ist er bezeichnend für unsere Zeit.
Die Werbung und die Konsumgesellschaft malen uns das Bild von einem idealen Leben: Alles läuft ab, als
lebten wir ewig und blieben immer jung. Wenn wir diesem illusionären Traum verfallen, werden wir unfähig,
in der Wahrheit zu leben; denn das Leben konfrontiert uns ständig mit unserer Endlichkeit. Im Gegensatz
dazu - genauer gesagt zur Kompensation - verbindet sich in den Filmen und Romanen der Todesinstinkt mit
einer grenzenlosen Schamlosigkeit: Es hat den Anschein, als könnte der Traum eines Lebens ohne Tod sich in
der Vorstellung unserer Zeitgenossen nur hinein projizieren in einen Tod, der im Leben allgegenwärtig ist,
ob man will oder nicht.
Wenn wir leugnen, was wir sind, können wir unsere Existenz und ihre Sterblichkeit nur noch träumen. Es ist
gleichermaßen ein Verkennen der Realität, es ist der gleiche Irrtum, den Tod zu verdrängen oder sein
Komplize zu sein.
Christus schenkt uns die Gnade, das Ereignis unseres Todes zu leben ... Obwohl es doch unmöglich scheint!
Dieser letzte Augenblick im Leben stellt eine einzigartige Erfahrung dar, von der kein Lebender Rechenschaft
ablegen kann.
Jesus, das Mensch gewordene Wort Gottes, geboren aus der Jungfrau Maria, gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
wollte sich unsere Sterblichkeit zu Eigen machen. Er hat sich dafür entschieden, den Tod am Kreuz auf sich
zu nehmen. Er deckt die Verbindung zwischen dem Tod und der Sünde auf, die uns aus der Bahn wirft, und
nimmt sie auf sich. Der heilige Paulus gebraucht in diesem Zusammenhang zwei ungewöhnliche Formulierungen:
Durch das Kreuz hat Christus sich selbst "entäußert" (vgl. Phil 2,7). So wie er wirklich
gestorben ist, hat Gott ihn "für uns zur Sünde gemacht" (2 Kor 5,21).
Jesus wollte den Tod leben, unseren Tod. Der Tod war für Jesus nicht nur die Vollendung des Lebens, er hat
ihn als einen Kampf durchlebt, als Opfer und Hingabe seines ganzen Lebens. Aus Liebe ist er gestorben. Er
wollte seine Brüder und Schwestern aus der Knechtschaft der Sünde befreien und uns das Leben schenken.
Jesus hat den Tod besiegt, weil er durch die Kraft Gottes von den Toten auferweckt wurde (vgl. Kol 2,12) und
weil er, der Mensch gewordene einzige Sohn Gottes, in der Hingabe seines Lebens die ganze Macht der Liebe
aufgeboten und ihr zum Durchbruch verholfen hat. Es ist die Macht jener Liebe, die unser Vater im Himmel in
den Menschen hineingelegt hat. Von nun an ist Jesu sterblicher Leib, der auferweckt und verherrlicht wurde,
das Sakrament des Ewigen Lebens.
Durch die grundlegende Erfahrung unserer Taufe können wir als Jünger Jesu unsere
sterbliche Existenz in vollem Bewusstsein leben. Der Apostel Paulus erinnert die Christen in Rom daran:
"Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft
worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die
Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben" (Röm
6,3f).
So nehmen wir unseren Tod vorweg, nicht wie jemand, den Gott "mit langem Leben gesättigt" hat
(vgl. Ps 91,16) und der sich dem Tod ergibt, sondern durch die Teilhabe am Tod und an der Auferstehung
Christi. Dies geschieht in allen Sakramenten. Unsere Angst vor dem Leiden oder der Dunkelheit in unserer
letzten Stunde findet ihren Sinn darin, dass wir uns selbst mit Christus in jeder Eucharistiefeier als Opfer
darbringen. Kurz: Es ist uns geschenkt, auf geistige Weise jenen Akt zu leben, in dem Christus sein Leben
dem Vater übergeben hat.
Deshalb können wir als Christen den Mut haben, den Tod nicht zu verdrängen. Wir glauben: "Für mich
ist Christus das Leben" (Phil 1,21), das heißt die Heiligkeit, denn die sterbliche Existenz des
Menschen muss durch die allmächtige Gnade Gottes erlöst werden. Das Sakrament der Krankensalbung lässt
uns an dieser lebendigen Erfahrung Christi teilhaben und macht so die Krankheit zu einem Mittel, an dem Werk
der Liebe unseres Heilandes mitzuwirken. Diese Aufgabe ist dem Menschen aufgetragen, bis hin zum Tod, der
uns im Heiligen Geist an den auferstandenen Jesus denken lässt: "Wenn wir mit Christus gestorben sind,
werden wir auch mit ihm leben; wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen" (2 Tim
11f).
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Quellennachweis:
Jean-Marie Lustiger, "Stärkung fürs Leben: über das Kranksein und das Sakrament der
Krankensalbung", Wien: Verlag Neue Stadt, 1991 |
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Copyright © 10 / 1999 - 2009 by Dieter Herberhold
Last updated
11.01.10 |
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