St. Albertus Magnus Ottobrunn

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Freundschaft

Bist du ein Freund / eine Freundin? 

Die Schulfreundin hat man längst aus den Augen verloren, der Studienkamerad lebt im Ausland, die ehemals eng verschworene Squashclique ist vor Jahren auseinander gebrochen. Und die mehr oder weniger zahlreichen Kontakte und Connections widerstehen hartnäckig allen Versuchen, sie in Freundschaften umzuwandeln. Der Single-Stoßseufzer "Wo sind nur all die guten Männer/Frauen?" kann in unseren mobilen Zeiten auch auf Freundschaften angewandt werden. Wo sind die Menschen, die uns Freund oder Freundin sein können? Woher sollen wir wissen, ob jemand wirklich zu uns passt? Gibt es da draußen überhaupt noch Leute, die an einer dauerhaften Freundschaft mit uns interessiert sind?

Es gibt sie. In jedem Leben und in jedem Umfeld. So lautet die beruhigende Botschaft der amerikanischen Autorin Lillian Gass. Allerdings würden wir diese Freundschaftsfähigen häufig nicht erkennen, weil wir nicht wüssten, nach welchen Merkmalen wir Ausschau halten sollen: Was ist ein "guter" Freund, eine "gute" Freundin? Der Satz "Man sieht nur, was man weiß" trifft abgewandelt auch auf Freundschaften zu: "Man erkennt potenzielle Freunde nur, wenn man weiß, wonach man eigentlich sucht."

Wer zu wem passt, das ist natürlich eine äußerst individuelle Angelegenheit. Dennoch: Es gibt Freundschaftsfaktoren, bestimmte Eigenschaften, die einen Menschen zum Freund qualifizieren. Diese Faktoren bilden eine Art Raster, das wir an andere Menschen anlegen können, wenn wir auf der Suche nach Seelenverwandten sind. Selbstverständlich taugen diese Faktoren auch zur Selbstprüfung: Wie steht es mit unserer eigenen Freundschaftsfähigkeit?

Die 10 wichtigsten Freundschaftsfaktoren


1. Akzeptanz

Zum Freund werden kann, wer seine Mitmenschen respektiert und akzeptiert. Er hat es nicht nötig, andere Personen herabzusetzen. In seiner Gegenwart fühlt man sich wohl, weil man spürt: "Der nimmt mich so, wie ich bin. Der will mich nicht ändern oder bevormunden." Weil er Sicherheit vermittelt, gelingt es ihm, dass wir uns von unserer besten Seite zeigen. Zu solchen Menschen fühlen wir uns automatisch hingezogen, oftmals ohne zu wissen, was ihre Attraktivität eigentlich ausmacht.


2. Interesse

Eine Freundschaft antragen sollte man nur einer Person, die nicht in erster Linie an sich selbst interessiert ist. Sie will nicht ständig über sich, ihren Beruf, ihre Familie, ihre Erfolge sprechen, sondern ist ernsthaft daran interessiert, etwas vom Gegenüber zu erfahren. Was denkt der andere? Wie lebt er? Welche Standpunkte vertritt er? Wer auf einer Party selbstgefällig den Entertainer mimt oder sich langatmig über Details aus seinem Leben auslässt, wird nur selten ein wirklich guter Freund sein. Er ist viel zu selbstzentriert und daran interessiert, dass ihm andere applaudieren.


3. Hilfsbereitschaft

Ein freundschaftsfähiger Mensch hilft anderen nicht nur, wenn es ihm gerade in seinen Zeitplan passt oder wenn es ihm persönlich von Nutzen sein kann. Braucht jemand seine Hilfe wirklich, dann ist er großzügig mit seiner Zeit und seinen Ressourcen. Für seine Hilfe erwartet er keine Gegenleistung. Er gibt, weil er überzeugt davon ist, dass es seine Aufgabe ist. Auch sonst geizt er nicht mit Anerkennung und Lob, gleichgültig ob es sich um Kollegen, Freunde, Familienmitglieder oder Fremde handelt. Spontan kann er zum Beispiel der wildfremden Verkäuferin im Supermarkt sagen, dass ihm ihr Kleid gefällt.


4. Objektivität

Ein Freund kann nur werden, wer nicht auf Klatsch und Tratsch hört und sich auch nicht daran beteiligt. Kommt ihm über einen Menschen Negatives zu Ohren, dann versucht er, sich selbst ein Bild zu verschaffen. Er spricht offen mit den Betroffenen darüber, aber niemals käme es ihm in den Sinn, über diese Person mit anderen zu sprechen. Im Zweifelsfall verfährt er nach dem Motto "Wenn man nichts Gutes über einer Menschen sagen kann, sollte man lieber schweigen."

Dieser Mensch verurteilt auch andere nicht, nur weil sie einen eigenwilligen Lebensstil pflegen oder abweichende Meinungen vertreten. Solange er niemandem damit schadet, verfährt er nach dem Motto "leben und leben lassen". Weil er sich selbst akzeptiert, fällt es ihm leicht, die Andersartigkeit anderer zu akzeptieren. Er behandelt seine Mitmenschen so, wie er selbst behandelt werden möchte.


5. Aufmerksamkeit

Gleichgültigkeit und Unaufmerksamkeit sind Merkmale von Menschen, denen an anderen nicht viel gelegen ist. Wenn man auf Freundschaftssuche ist, sollte man um sie einen großen Bogen machen. Interessant sind dagegen aufmerksame Menschen. Sie merken sich Geburtstage, wissen über Vorlieben und Neigungen anderer Bescheid. Eine beiläufige Äußerung wie "Blau ist meine Lieblingsfarbe" speichern sie ab und werden beim nächsten Geburtstag nicht mit einer gelben Vase ankommen.


6. Verlässlichkeit

Ein Mensch kann ein guter Freund werden, wenn er sein Wort hält. Verspricht er, etwas zu erledigen, dann kann man sich darauf verlassen. Wenn er sagt, er werde pünktlich um 20 Uhr da sein, dann ist er es auch. Doppelte Botschaften sind ihm fremd. Er käme auch nie auf die Idee, andere zu manipulieren, zu belügen oder zu betrügen.


7. Selbstironie

Was einen Menschen anziehend macht, ist die Fähigkeit, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Er hält sich nicht für den Nabel der Welt und seine Ansichten für so spannend, dass er den ganzen Abend darüber reden muss. Er besitzt Humor und die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen. Selbstmitleid ist ihm fremd. Er spricht offen über Niederlagen und versucht, sie so schnell wie möglich zu überwinden.


8. Emotionalität

Ein guter Freund ist einfühlsam: Er hört nicht nur auf das, was ein Mensch, der ihm wichtig ist, sagt. Er spürt auch, wie es ihm geht. Merkt er, dass der andere Hilfe benötigt, dann bietet er seinen Rat an, aber er drängt ihn nicht auf. Umgekehrt macht er aus seiner eigenen Seelenverfassung kein Geheimnis. Er zeigt, wenn er traurig ist, sagt, wenn er sich geärgert hat, und informiert über seine Probleme. Niemals würde er aus falschem Stolz Hilfe und Unterstützung ablehnen. Er kann zugeben, dass er alleine nicht mehr weiter weiß.


9. Loyalität

Ein loyaler Mensch schenkt seine Sympathien nicht heute dem und morgen dem - je nachdem, woher der Wind weht. Auch wechselt er seine Standpunkte nicht wie seine Hemden. Dieser Mensch bekennt sich zu seinen Ansichten ebenso wie zu den Menschen, die ihm etwas bedeuten. Ob in guten oder in schlechten Zeiten, ein loyaler Freund äußert selbstbewusst seine Ansichten, und wenn es nötig ist, verteidigt er seine Freunde gegen Anfeindungen, Vorwürfe oder Intrigen. Bei einem loyalen Menschen weiß man immer, woran man ist. Da gibt es kein Taktieren, keine Verstellung, keine Schmeicheleien und kein Nachdemmundreden.


10. Autonomie

Der gute Freund ist ein Realist: Er weiß, was er kann und was er nicht kann, er kennt seine Stärken und seine Grenzen. Er macht sich nicht abhängig von der Meinung oder dem Wohlwollen anderer, sondern weiß, dass er allein verantwortlich ist für sein Leben, seine Erfolge wie für seine Misserfolge. Er gibt nicht anderen die Schuld, wenn etwas schief läuft, sondern bemüht sich aus eigener Kraft, die Situation zu verändern. Dieser Mensch lebt nicht in der Vergangenheit, sondern ist zukunftsorientiert.

Quellennachweis: PSYCHOLOGIE HEUTE, 26. Jahrgang, Heft 9, Beltz Verlag, 69469 Weinheim



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Last updated 11.01.10