St. Albertus Magnus Ottobrunn

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Das Ehrenamt


Alle Jahre wieder: Die einen gehen, die anderen kommen, manche bleiben. Spätestens wenn die Wahlen zu den Pfarrgemeinderäten und zu den Kirchenverwaltungen bevorstehen, kommt in der einen oder anderen Gemeinde Unruhe auf. Viele Unliebsamkeiten, Ärgernisse und Frustrationen ließen sich vermeiden, wenn rechtzeitig bestimmte Spielregeln beachtet würden. Die nachfolgenden Gedanken könnten dabei Hilfestellung geben.  

Finden und Führen von Ehrenamtlichen

Jede Pfarrgemeinde beschäftigt fest angestellte Mitarbeiter. Aber keine Gemeinde kommt ohne Ehrenamtliche aus. Ehrenamt ist die freie Übernahme und Erfüllung einer Aufgabe ohne oder ohne volle Bezahlung (evtl. mit Auslagen-Vergütung). In einer Pfarrgemeinde gibt es eine Vielzahl von ehrenamtlichen Tätigkeiten:

Pfarrgemeinderat, Kirchenverwaltung, Lektoren, Kommunionhelfer, Ministranten, Sänger, Bildungsarbeit, Betreuung des Bücherstandes und des Schaukastens, soziale Aufgaben, Jugendarbeit, Kommunion- und Firmgruppenleiter, Caritas-Sammler, Wohnviertelapostolat, Kirchenputz, Blumenschmuck, Besuchsdienste, Kirchenchor, Leitung von Vereinen usw. Die Koordination dieser vielfältigen Ehrenämter ist Aufgabe der Gemeindeleitung.
In solchen Ehrenämtern kommen viele Begabungen und Interessen zum Tragen und zur Entfaltung, denen Freiräume der Entwicklung im Rahmen der Gemeindearbeit zu gewähren sind. Darin besteht die große Chance für das Ehrenamt auch heute: Fähigkeiten, die sonst, z.B. in der Arbeitswelt, nicht gefragt sind, finden sinnvolle Betätigungsfelder.

Wie gewinnt man ehrenamtliche Mitarbeiter?

Leute für dieses Engagement zu finden, ist nicht ganz einfach gerade in einer Zeit, in der individualistische Ziele ("Was bringt's?") oft stärker verfolgt werden, als die Solidarität ("Wo und wie kann ich etwas für die Allgemeinheit tun?"). Die "solidaristische Entfaltung der Persönlichkeit" umfasst die individuelle und die soziale Komponente der "Selbstverwirklichung" und ist deshalb eine solide Begründung für das Ehrenamt.

Trotzdem: immer wieder lassen sich Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten gewinnen. Leichter geht es, wenn die Leitung der Pfarrgemeinde glaubwürdig ist, wenn Worte und Taten übereinstimmen. Dann hat es einen besonderen Reiz, die Gemeinde mit zu gestalten. Warum nicht einmal predigen über das Ehrenamt? Auch damit kann die Bedeutung des Ehrenamts betont werden. Allgemeine Appelle sind aber meist weniger wirksam; sie müssen ergänzt werden durch persönliche Ansprache. Talente findet man auch durch das "Schneeball-System" über persönliche Kontakte. Dass nicht jeder für alle Dienste geeignet ist, kann schmerzliche Erkenntnis sein, darf aber nicht einfach angenommen werden. Vielleicht ist in dem einen oder anderen Fall eine Fortbildung (z.B. Gespräch am Krankenbett, Rednerkurs u.Ä.) angebracht.

Die "Talent-Suche" ist wichtig, aber auch spannend. Begabungen und Engagement zu entdecken, gehört zu den manchmal seltenen Erfolgserlebnissen eines Führenden. Schwierigkeiten können dabei auftreten, wenn der Pfarrer in der Gemeinde nur "Hilfsarbeiter" sucht, wenn er nicht bereit ist, auch Verantwortung abzugeben und damit Vertrauenserweise zu zeigen. Was über Delegation gesagt wurde, bekommt bei Ehrenamtlichen besonderes Gewicht. Ehrenamtliche kann man ansprechen bei Pfarrfesten oder anderen Veranstaltungen oder bei besonderen Anlässen (Erstkommunion, Firmung der Kinder z.B.), wenn man Interesse oder Fähigkeiten vermuten darf. Manchmal kann man auch Trauernden durch ein Angebot einer ehrenamtlichen Mitarbeit helfen, ihre Situation besser zu bewältigen. Die eine oder andere Absage sollte nicht zu sehr entmutigen.

Wie erhält man ehrenamtliches Engagement?

Zunächst wohl dadurch, dass mit diesen Leuten ein besonderer Kontakt gepflegt wird, z.B. mit Kommunion- und Firmgruppenleitern oder Lektoren. Zur mitmenschlichen Begleitung muss die fachliche Betreuung von Fall zu Fall kommen. Das braucht nicht alles der Pfarrer zu machen. In manchen Pfarrgemeinden finden sich entweder unmittelbar geeignete Personen für solche Aufgaben oder man kann Referenten von außen einladen. Die Bildungswerke sind dafür hilfreiche Ansprechpartner. Gut ist es, wenn der Pfarrer von Zeit zu Zeit Gelegenheit sucht zu geistlichen Impulsen für seine Ehrenamtlichen, damit nicht seelenloser Aktivismus entsteht, der auf Dauer keine Pfarrei voran bringt. Wenn Gesprächskreise Chancen zum Austausch bieten, wenn Danken nicht zum Fremdwort wird, wenn Anerkennung durch Worte und Taten erkennbar ist, wird sich das Ehrenamt in der Pfarrei halten lassen.

Niemandem sollte zugemutet werden, ein Ehrenamt "auf ewig" ausüben zu müssen. Es braucht einen "Schutz der Gutmütigen", die sich immer wieder weitere Lasten aufbürden lassen; das ist für den "Lastenverteiler" zwar bequem, kann aber für den Lastenträger erdrückend werden. Mancher braucht nach Jahren aktiven Einsatzes Zeiten der Ruhe, zum Auftanken, vor allem dann, wenn Gefühle des Ausgebranntseins auftreten. Wenn Ämter von vornherein auf begrenzte und überschaubare Zeit übertragen werden, findet man leichter Interessenten.

Begriffliches zur Abgrenzung von Hauptamtlichen, Nebenamtlichen und Ehrenamtlichen

Grundlage der Zusammenarbeit mit Hauptamtlichen ist der Dienstvertrag und die sich daraus ergebenden Rechte und Pflichten. Hauptamtliche sind Arbeitnehmer im arbeits- und sozialversicherungsrechtlichen Sinn. Der Arbeitgeber ist weisungsbefugt; seinem Direktionsrecht entspricht die Gehorsamspflicht des Arbeitnehmers. Das "Management der Weisung" prägt die Zusammenarbeit.

Hauptamtliche können tätig sein in Vollzeit oder in Teilzeit; u.U. gilt für sie auch die so genannte "Geringverdiener-Grenze" im Lohnsteuer- und Sozialversicherungsrecht.

Nebenamtliche Mitarbeit erfolgt auf freiwilliger Grundlage ohne vertragliche Festlegung. Diese Mitarbeit wird entweder voll nach Tarif, u.U. auch innerhalb der Geringverdiener-Grenze, oder nur teilweise in einer Höhe bezahlt, dass für persönliches und unbezahltes Engagement Platz bleibt (Teil-Ehrenamt); auch hier kann die Geringverdiener-Grenze greifen.

Ehrenamtliche Mitarbeiter sind ohne vertragliche Bindung freiwillig tätig und ohne Bezahlung; sie erhalten ihre Auslagen, in manchen Fällen arbeiten sie sogar ohne Auslagenersatz. Wenn aus bestimmten Gründen eine kleine Vergütung - keine volle Bezahlung - geleistet wird, spricht man vom "Teil-Ehrenamt" weil auch unbezahltes Engagement eingebracht wird.

Für nebenamtliche und ehrenamtliche Mitarbeit gilt das "Management des Bittens"; hier gibt es kein Direktionsrecht des Arbeitgebers, weil die Nebenamtlichen und Ehrenamtlichen keine Arbeitnehmer sind, da die Freiwilligkeit, in der sie ihre Tätigkeit ausüben, keine Verpflichtung mit sich bringt. Sie können jederzeit die übernommene Aufgabe zurückgeben oder eine angetragene abschlagen. Die Grenzen z.B. zwischen hauptamtlicher und ehrenamtlicher Mitarbeit sind fließend: Manche Hauptamtliche sind auf anderen Gebieten in der Pfarrgemeinde auch ehrenamtlich tätig; Beispiele: Die Pfarrsekretärin ist stellvertretende Vorsitzende des Frauenbundes, der Messner sammelt für die Caritas usw.
 


Anmerkung:

Der Beitrag ist folgender Veröffentlichung entnommen:
Robert Fischer, Mitarbeiterführung in der Pfarrei, Hrsg. Erzbischöfliche Finanzkammer München, 1995



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Last updated 11.01.10